Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

1938, 78 ff; Frommelt 1954, 49 ff). Leider sind die Skelettreste nicht anthropologisch untersucht worden und sind heute weitgehend ver- schollen. Die Gräber sind aufgrund der nicht allen Toten mitgegebe- nen Beigaben ins 7. Jahrhundert zu datieren. Die Nekropolen setzten an beiden Orten Gehöfte mit alamannischen Siedlersippen voraus, die inmitten des rätischen Gebietes und seiner rätoromanischen Be- völkerung lebten. Sie bildeten damit siedlungsgeschichtlich bislang die südlichsten Belege für die alamannische Landnahme im Rheintal. Diskussion Die Auswertung der Befunde vom Runden Büchel hilft wesent- lich mit, das Geschichtbild an der Wende vom 7. zum 8. Jh. und während des 8. Jh. zu ergänzen. Diese Epoche war für die Weiterent- wicklung mancher Gebiete besonders wichtig; das Rheintal als be- deutende Durchgangsroute über die Alpen macht hierin keine Aus- nahme. Geprägt war hier das Leben durch eine Verwurzelung in spätrömischer Tradition, lag Balzers doch im Gebiet der spätrömi- schen Provinz Raetia I mit deren Hauptort Curia (Chur). Urkundlich wird erstmals 451 ein Bischof Asinio auf dem Hof in Chur genannt. Raetien ist danach relativ unabhängig und zeitweilig lagen kirchliche und weltliche Macht in der Hand einer einzelnen Person. Im 6. Jh. war das Gebiet dem fränkischen Einflussgebiet angegliedert worden und hing nun nicht mehr von der Lombardei ab. Es hat dabei aber seine Selbständigkeit bewahrt und im 7. Jh. stand das Bistum Chur unter der machtvollen Leitung der einheimischen Ministerialfamilie der Victoriden, die selber über grossen Grundbesitz verfügten. Die wichtigste schriftliche Quelle dieser Zeit bildet das Tellotestament aus dem Jahr 765, in welchem Bischof Tello seine Besitztümer de- tailliert aufzählte und dem Kloster Disentis schenkte. Die Gegend von Balzers lag dabei ausserhalb des direkten Besitzbereiches des Bi- schofs, doch ist anzunehmen, dass andere Grossgrundbesitzer der Nobilität bis in diese Gegend Ländereien besassen. Andererseits begann im frühen 6. Jh. die alamannische Landnah- me in der Nordostschweiz, als eine allmähliche Einwanderung ala- mannischer Sippen, die sich bis ins 778. Jh. fortsetzte. Im Rheintal 70
	        

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