Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

Chur, der Abt Friedrich von Pfäfers, Graf Eberhard von Sonnenberg als Schiedsrichter und Hektor von Watt, Bürgermeister der Stadt St. Gallen als Obmann gewählt. Die Seveler klagten, dass die Triesner gewalttätig und mit gewaffneter Hand ihr Wuhr in das Rinnsal des Rheines hineingebaut hätten, trotz der Einrede des Grafen Wilhelm. Die Triesner erwiderten, jeder habe das Recht, sein Eigentum vor Schaden zu bewahren. Die Wartauer hätten einst den Rhein, der früher dem Berg nach gegangen sei, nach und nach ins Triesner Gebiet her- übergewuhrt. Viel weniger könne man es den Triesnern wehren, zwi- schen ihren eigenen Gütern zu wuhren, wie sie wollten, da das beider- seits anstossende Gebiet ja ihnen gehöre. Der Entscheid fiel so aus, dass die Triesner ihr Wuhr ohne Schaden der Seveler wieder abtragen und nur so viel stehen lassen sollten, als zur Sicherung ihrer Güter notwendig sei und einem Streichwuhr gleiche. Dieser Streit wiederholte sich 1498, weil die Seveler glaubten, ein neues Wuhr sei kein Streich- sondern ein Schupfwuhr, wobei diesmal die Triesner Recht bekamen. Man unterschied demnach damals zwischen sog. «Streichwuhren», die gleichlaufend mit der Flussrichtung angelegt wurden und «Wuhr- köpfe», die zu sogenannten «Wurf-, Buck-, Stupf- bzw. Schupfwuhren» schief angelegt wurden, so dass sie die Strömung voll ans andere Ufer werfen konnten. Solche Bauten erweiterten das Flussbett und führten zu ausgedehnten Sandbankbildungen. Beim Bau von Wuhren wurde zu- nächst Holzwerk übereinander gelegt, durch eingeschlagene Pfähle zu- sammengehalten und mit Steinen beschwert. Diese Konstruktionsweise verursachte einen grossen Holzverschleiss und führte auch intern zu Streitigkeiten über den Unterhalt. So erwähnt Ritter (1936, S. 92) eine Streitigkeit von Wuhrleistungen wegen eines Wuhrs zu Bendern, wo Graf Franz Wilhelm von Hohenems zu Vaduz entschied: Mauren das Holz, Eschen die Steine, Schellenberg die Prüsche (?), Gamprin und Ruggell die Stauden. Hochwasser und Schupfwuhre änderten dauernd den Rheinlauf, so dass die Grenzen immer wieder neu festgesetzt werden mussten, was unter den Gemeinden des Rheintals zu schweren Auseinandersetzungen führte. So ist ein früher Streit wegen den Marken in der Seveler Au zwischen den Triesnern und Sevelern schon aus dem Jahre 1439 belegt (Büchel, 1902). Diese Streitigkeiten konnten auch blutig ausgehen. So 181
	        

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