Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

und Sterbebüchern, die auf solche Schrunser Taufen verwiesen. Auch fand er in den Pfarreiarchiven eine Anzahl von schriftlichen Bestätigun- gen (alle in lateinischer Sprache) über derartige Taufen. Mit Brief vom 16. Jänner 1941 übergab er diese alten Taufzeugnisse dem Kanonikus Anton Frommelt, der zu jener Zeit Landtagspräsident und Vorstands- mitglied des Historischen Vereins war und regte zugleich an, zu diesen Dokumenten im Historischen Jahrbuch Stellung zu nehmen. Kanonikus Frommelt aber fand offensichtlich die Zeit für eine der- artige Veröffentlichung nicht für günstig — die Nationalsozialisten hät- ten mitunter eine solche Abhandlung nach Strich und Faden verulkt. Also erfolgte vor vierzig Jahren keine Publikation, die alten Taufzeug- nisse aus Schruns und der Brief von Pfarrer Tschugmell wanderten zu seinen «historischen Akten»; Nach dem Tod von Kanonikus Frommelt wurde ich eingeladen, an dem Buch, das anlässlich seiner Gedächtnis-Gemäldeausstellung heraus- gegeben werden sollte, mitzuarbeiten. Bei der Durchsicht der nachge- lassenen Schriften stiess ich dann auf dieses Aktenbündel mit den Tauf- bestätigungen, das ich dann im Auftrag seiner Erben dem Historischen Verein für das Fürstentum Liechtenstein übergab. Folgende Notiz, die Prof. Dr. Wolfgang Müller auf Seite 57 des kürzlich erschienenen Buches «Das Fürstentum Liechtenstein, ein lan- deskundliches Portrait, Freiburg im Breisgau 1981», anbrachte, gab mir den letzten Anstoss; dieser Sache nun doch gründlich nachzugehen. Diese Bemerkung, die Prof. Müller in seiner kirchen- und pfarreige- schichtlichen Abhandlung machte, hat folgenden Wortlaut: «Etwas sehr Merkwürdiges, was auch andernorts immer wieder Parallelen hatte, wird nach der Mitte des 18. Jahrhunderts aus Eschen notiert: in vier Fällen habe man den Körper totgeborener Kinder nach Schruns gebracht und über bestimmte Reliquien gehalten; daraufhin hätten sie ein Lebens- zeichen gegeben, so dass man sie taufen konnte. Der Antrieb zu einer solchen Verzweiflungstat eines eiligen Marsches über mehr als 30 km in die Berge zu einer speziellen Wunderstätte war der Glaube, dass einem ungetauften Kinde die ewige Seligkeit verloren sei». 134
	        

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