Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

Dies ergab sich aus der traditionell engen Verbindung von Adel und Reitsport: Der Haltung von Pferd und Wagen wurde nicht nur prakti- scher sondern auch Repräsentations- und Prestigewert beigemessen. Die Verwaltung des liechtensteinischen Vermögens wurde von einem hierarchisch aufgebauten Administrationsapparat getragen, an dessen Spitze die Hofkanzlei stand. Sie entwickelte sich aus einem per- sönlichen Sekretariat des Fürsten im 18. Jahrhundert zur Behörde. Ihr Aufgabenbereich umfasste in erster Linie Rechtsgeschäfte, die sich etwa im Zusammenhang mit Liegenschaftsbesitz und Grundherrschaft ergaben, Personalbelange, Unterstützungen u.a. Darüber hinaus stand der Hofkanzlei wesentlicher Einfluss auf die Wirtschaftsführung und Finanzgebarung der Güterverwaltungen, Forstämter und Industrien zu. — Oberste Behörde für das Rechnungswesen war die Buchhaltung. Ihr oblag die Revision der Bilanzen auch im Hinblick auf administrative Mängel. — Die leitenden Beamten der Hauptkassa fungierten als Finanzberater des Fürsten und waren an der Budgeterstellung mass- geblich beteiligt. — Eine Baukanzlei überwachte und betreute die Bau- tätigkeit auf den einzelnen Herrschaften und im Stadtbereich. Zwischen den Organen der Zentralverwaltung und den ausführenden Stellen, den Herrschaftsämtern und Industrien, waren sogenannte Mittelbehörden eingeschoben, mit kontrollierender und beratender Funktion. Das Schriftgut, das durch die Tätigkeit der fürstlichen Kanzleien entstand, wurde in den Depots der einzelnen Verwaltungs- und Herr- schaftsämter abgelegt. Aufgrund von Reorganisationen bzw. Standort- änderungen der Behörden kam es zur Teilung der Bestände und Zer- störung alter Registraturordnungen. Um 1900 verfügte Fürst Johan- nes II. die Sichtung aller Archivteile im Hinblick auf die Zusammen- fassung der Familiendokumente, der Wirtschafts- und Verwaltungs- akten vor 1858 in ein Zentralarchiv. Für dessen Unterbringung wurden bis 1908 Räumlichkeiten im Rossauer Gartenpalais in Wien adaptiert. Der so neugeschaffene Archivkörper erhielt den Titel: Hausarchiv der Regierenden Fürsten von Liechtenstein.3 In den Jahren danach erfolgte eine schrittweise Übernahme archivwürdiger Materialien aus den Herr- 3 Im Archiv waren tätig Dr. Franz Wilhelm 1902 — 1938, Baron Dr. Oskar Mitis 1902 — 1908, Dr. Viktor Fleischer 1906 — 1908, Dr. Gustav Wilhelm 1933 — 1977, Dr. Evelin Oberhammer seit 1975. 118
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.