Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1981) (81)

es zur Reorganisation von Verwaltung und Wirtschaft. Als Zeugnis standesgemässer Lebenshaltung wurden zahlreiche Prunkbauten er- richtet, Kunst und Wissenschaft gefördert und eine Gemäldesammlung gegründet. Anfang des 18. Jahrhunderts übernahm Fürst Anton Florian die Regierung des Hauses. Ähnlich seinem Vorfahren Karl von Liech- tenstein war er im Hof- und Staatsdienst tätig, 1676 diente er als Kämmerer und wurde 1689 Gesandter in Rom. Als Erzieher und Obersthofmeister Karls VI. erlangte er bedeutenden politischen Einfluss, der es ihm ermöglichte, die Position des fürstlichen Hauses weiter aus- zubauen: Mit der Erhebung der Herrschaften Vaduz und Schellenberg zum Fürstentum Liechtenstein war die rechtliche Grundlage für Sitz und Stimme der Familie im Reichsfürstenkollegium geschaffen. 1748 fiel das Majorat an Fürst Josef Wenzel, einen typischen Ari- stokraten barocker Prägung. Gesellschaftliche Qualitäten, politisches Geschick und eine starke Begabung für Kriegstaktik und Organisation befähigten ihn gleichermassen zum Feldherrn wie zum Diplomaten. Sein Interesse galt sowohl der Kunst wie auch den Naturwissenschaften. Seine Nachfolger wieder wandten sich primär wirtschaftlichen Fragen zu. An der Wende zum 19. Jahrhundert erfolgte unter Fürst Alois I. eine planmässige Verbesserung der Forst- und Ackerkulturen und des Viehbestandes. Eine durchgreifende Reorganisation der fürstlichen Ver- waltung nahm dessen Bruder Johann I. vor. Seine eigentliche Bedeu- tung aber lag auf militärischem Gebiet. Er erwarb sich grosse Verdienste in den Napoleonischen Kriegen und trat speziell in den Friedensver- handlungen von 1805 und 1809 hervor. Dem generellen Strukturwandel im 19. Jahrhundert war die öster- reichische Aristokratie auf die Dauer nicht gewachsen. Es gelang ihr weder die politische noch die ökonomische Führungsposition zu be- haupten. Die Wirtschaftsmassnahmen auf den Gütern orientierten sich wohl an der ökonomischen Zweckmässigkeit, blieben aber vergleichs- weise ineffektiv. Die soziale Einheit, die ein Adelshaus noch um 1800 darstellte, zerfiel. Traditionelle Verhaltensweisen, wie Mäzenatentum und Armenfürsorge, verloren an Bedeutung. Erst schrittweise, nur dort, wo bei entsprechenden wirtschaftlichen Voraussetzungen die Umstel- lung auf die veränderte ökonomische und soziale Situation bewältigt wurde, vollzog sich der Wandel vom adeligen Grundherrn zum moder- nen Unternehmer. 114
	        

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