Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1980) (80)

die grösste Kriegsgefahr gebannt sei, andere fürchteten, dass der ehr- geizige Mann übermächtig werde und die Länder des Reiches leiden werden, war doch Wallenstein auf dem Standpunkte, dass der Krieg den Krieg erhalten müsse, durch Kriegssteuern der Länder und Städte und Auferlegung von Einquartierungen. Fürst Gundacker war klar für die Annahme des Angebotes, das schliesslich die Mehrheit erhielt. Er hat wohl entscheidend mitgewirkt, dass Wallenstein am 7. April zum «Capo», zum Oberbefehlshaber aller kaiserlichen Truppen im ganzen Reiche ernannt wurde. AUFSTIEG, ENTLASSUNG UND NEUER OBERBEFEHL Ganz kurz soll hier der weitere Lebensweg des Heerführers gezeich- net werden. In wenigen Wochen brachten die Werber die vorgesehene Truppen- stärke zustande. An den Werbeorten liefen Söldner aus mehreren Na- tionen zusammen, und mit vorbildlicher Organisation und strenger Disziplin wurde eine schlagkräftige Kriegsmacht aufgestellt. Wallenstein kümmerte sich um das Wohl seiner Soldaten, bei denen er in höchstem persönlichen Ansehen stand. Schlagartig änderte sich die Kriegslage. 1626 gab es den grossen Sieg bei Dessau, und im folgenden Jahre drang der Heerführer bis nach Jütland und an die Nord- und Ostsee vor. 1629 wurde der Friede mit Dänemark geschlossen, der sein Werk war. Haus Habsburg stand auf dem Höhepunkt seiner Macht. Wallenstein hatte auch persönlich einen steilen Aufstieg genommen. Der einfache böhmische Adelige hatte die grosse und sehr ertragreiche Herrschaft Friedland in Nordböhmen erworben, war Fürst und dann vom Kaiser zum Herzog von Friedland erhoben und mit dem Herzog- tum Mecklenburg beteilt worden. Das rief den Neid der Kurfürsten und Fürsten auf den mächtigen und selbstherrlichen Emporkömmling her- vor, der 1630 auf dem Kurfürstentag zu Regensburg zum Ausdruck kam. Das Gremium verlangte in einem Zeitpunkt, in dem die Kriegslage für den Kaiser günstig war, seine Absetzung. Er führe einen brutalen Krieg, seine Soldaten bedrücken die Länder des ganzen Reiches und Wallen- stein gehe auf ihre Beschwerden und Hilferufe überhaupt nicht ein. Er habe sich zum Despoten des ganzen Staates entwickelt. 87
	        

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