Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1980) (80)

Sebastian Erlacher war kein Steirer, sondern ein Bayer. Er wurde 1609 in Tegernsee (Bayern) geboren. Schon mit 12 Jahren kam er zu Stefan Z w i n c k h, Bürger und Bildhauer des Marktes Würspach, Gericht Waldeck, in die Lehre. Dieser Meister bestätigte Erlacher, dass er sechs Jahre lang bei ihm die Bildhauerkunst erlernt habe und freigesprochen wurde. Erlacher ging dann auf die Wanderschaft und kam nach Graz, wo er bei Bildhauer Rechpaump als Geselle Aufnahme fand. Das war ihm als einem Fremden streng verboten, da er nicht der «Maler-Confraternität» angehörte, zu der auch die Bildhauer zählten. Trotz mehrerer Ansuchen wollte ihn diese Bruderschaft nicht aufnehmen, vor allem, weil er ohne ihre Erlaubnis Arbeiten ausgeführt hatte. Daher wandte sich Erlacher mit einer Bittschrift sogar an den Kaiser. Man hatte Erlacher den Vor- schlag gemacht, eine Witwe oder Bürgerstochter zu heiraten, um Bürger zu werden und der Bruderschaft beitreten zu können. Als er am 23. 10. 1633 die Tochter des Tischlers Kretschmayer, Anna Maria, heiratete, richtete er wieder ein Gesuch an den Magistrat und wurde in die Bruder- schaft aufgenommen. Da zu dieser Zeit in der Steiermark manche Hand- werker und Künstler evangelisch wurden, hatten katholische Bewerber bessere Aussichten. Erlacher führte daher in seinem Gesuch an, dass er katholisch sei und an einem katholischen Ort geboren und aufgezogen worden sei. Die Bildhauerkunst habe er ordnungsgemäss in sechs Jahren erlernt und sei auf der Wanderschaft nach Graz gekommen. In letzter Zeit hat man seine Mitarbeit an Statuen beim Mausoleum Ferdinand II. in Graz und an einigen Altären nachgewiesen. Erlacher ist 1649 gestorben. Ein Epitaph in der Stadtpfarrkirche zum Hl. Blut in Graz erinnert an ihn.7 Seine Witwe heiratete dann den Bildhauer Johann 7 Hans Sedlmayr, Johann Bernhard Fischer von Erlach, Herold-Verlag, Wien- München, 1956, S. 5. Mitteilungen des Historischen Vereines für die Steiermark, Graz, 1980, Seite 184 — 188. Wastler, Josef, Nachrichten über Gegenstände der bildenden Kunst in der Steiermark, XXV. Thieme-Becker, Künstler-Lexikon, Bd. 36, 1947, S. 611/612. 700 Jahre Stift Stams. Stams, 1974, S. 25 ff. «Von 1606 —1615 schuf Bartlme Steinle aus Weilheim mit seinen Bildhauergesellen Stefan Z w i n c k h , Hans Schütz, Hans Stelzer aus Schongau, den Hochaltar der Zisterzienserkirche in Stams, Tirol.» 62
	        

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