Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1980) (80)

Gasser und Maria Sonderegger lassen sich als «mariani coniuges», als «Marienverehrer und Eheleute» bezeichnen. Aufgrund der Grössen- verhältnisse von Altarraum der Kapelle I und des Retabels (2.52 m x 2.10 m) von 1659 können wir eine Plazierung dieses Altarwerkes in der ersten Kapelle ausschliessen: die Raumhöhe des ersten Chörleins betrug nur etwa 3.30 m, welcher die des Altarblockes von ca. 1 m und die des Retabels von 2.52 m gegenüberstünde; die Stirnwand des Chores wies 1.80 m innere Breite auf, während der beschriebene Altaraufbau eine maximale Breite von 2.10 m hat. Das Retabel muss vielmehr nach dem Bau der bestehenden Kapelle aus dem vorarlbergischen Raum, vermutlich aus der im 19. Jahrhundert abgebrochenen St. Leonhards- Kapelle in Feldkirch, nach Schellenberg gekommen sein — wo der bekrönende Aufsatz abgenommen und der verbliebene Altaraufbau hellblau angestrichen worden ist (Abb. 8). Ein ähnliches Schicksal widerfuhr dem Tabernakel, den man, blau überstrichen, vor die Predella des geschilderten Altares stellte. Obgleich Altaraufbau und Tabernakel derselben Zeit entstammen, gehören sie nicht zusammen. Der Tabernakel ist nach den Beobachtungen des Re- staurators ebenfalls umgearbeitet worden, wobei heute die Türe den ursprünglichen Zustand am besten wiedergebe. Vermutlich bezog man auch diesen Tabernakel aus dem grenznahen österreichischen Raum, vielleicht sogar aus dem gleichen Sakralraum wie den beschriebenen Altaraufbau. So kann auch der Tabernakel nicht für die erste St. Georgs- Kapelle auf Schellenberg geschaffen worden sein (Abb. 9). Gelegentlicher Ankauf und Import dürfte auch für andere Gegen- stände in der St. Georgs-Kapelle zutreffen: so deuten die beiden Namen auf dem geschmiedeten Wandleuchter von 1645, Andreas und Maria Gent, wohl auf vorarlbergische Herkunft. Als Baujahr der Kapelle I ist 1645 eher zu früh. Aber auch andere Kunstgegenstände und liturgische Geräte bringen uns in der Datierung des Erstbaues nicht weiter: Zwar kann der spätgotische «Auferstandene Christus» (nach 1500) — das älteste in der Kapelle aufbewahrte Werk — sehr wohl im Erstbau ge- standen sein; mit der Errichtung der Kapelle aber ist die Skulptur nicht in einen Zusammenhang zu bringen (Abb. 10). Ein gleiches gilt für das schöne Holzkreuz (nach 1600), welches heute die Stelle des Altarblattes einnimmt (Abb. 8) und wohl auch für den Feldkircher Kelch aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (Abb. 17). 40
	        

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