Der bischöfliche Hof in Chur von Osten, um 1829/30. Das Gemälde von Girard entstand ungefähr gleichzeitig mit den Malereien in Bal- zers. Der danach angefertigte Stich von Roca zeigt also weitgehend den mittelalter- lichen Zustand des Schlosses und des rechts unten angelegten Maladersertörleins. Das nächste Gebäude, die 1546 vollendete Dompropstei, erhielt da- mals als «prächtige Residenz» viel Lob. 1856 wurde sie wegen Baufäl- ligkeit erneuert, etwas vergrössert und samt ihrem Turm unter ein Dach zusammengefasst. Ähnlich verfuhr man mit den anschliessenden Häu- sern des Domkantors, der den Kirchengesang zu pflegen hatte, und des Domscholastikus, dem das Schulwesen auf dem Hof unterstand. Wie ein Gegenstück zum östlichen Marsölturm wirkt der Torturm im Westen. Schon um 1380 wird die dortige Schenke erwähnt. Die goti- schen Reihenfenster und die Decke der auch von den Liechtensteinern geschätzten «Hofkellerei» sind um 1522 datiert. In dieser Trinkstube labten sich die Domherren und Benefiziaten nach dem «Completorium» zum Schluss des Chorgebetes am Präsenzwein, der den Teilnehmern am Offizium zustand. Heute wird der «Completer» weiterhin ausgeschenkt, aber nur noch ums Geld, nicht mehr für ein Gebet in der Kathedrale . . . Unterhalb dieses Turmes zeigt das Bild ein weiteres Torgebäude. Von den Spannungen zwischen Bischof und Stadt war bereits die Rede. 281