Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1978) (78)

EINLEITUNG Im Jahrbuch 73 wurde der Versuch unternommen die Flurnamen mit wildlebenden Tieren festzuhalten. Es wurde damals von der An- nahme ausgegangen, dass das flüchtige Tier weniger leicht das Merkmal einer Örtlichkeit abgeben kann als die unverrückbare Pflanze. Gerade deutsche wie rätoromanische Namen beziehen sich oft auf ein besonders auffallendes Merkmal der benannten Flur. Dem bäuerlichen Begriffs- feld entsprechend werden wir auf viele Pflanzen-Flurnamen stossen. Mit diesem Beitrag wird versucht, die zahlreichen Pflanzennamen in ihrem naturgegebenen Rahmen zu interpretieren. Immer wieder muss faszinie- ren, wie treffend das Bild einer Landschaft in einem reichen Flur- namensschatz eingefangen ist. Auf sprachliche Ableitungen und Deu- tungen wird allerdings wie schon in der ersten Arbeit verzichtet. Wieder steht das Interesse an dem historisch gewachsenen Aspekt der rhein- talischen Naturlandschaft im Vordergrund. Am ehesten wagt sich der Autor dieses Beitrages dort in den oft spekulativen Bereich der Deutung, wo Resultate bei sprachlichen Erwägungen durch den lokalen Augen- schein — die Realprobe — bestätigt oder in den Bereich der Möglich- keit gerückt werden können. Neben den früheren urkundlichen Bele- gungen und der Beachtung der mundartlichen Aussprache der betreffen- den Namen kann bei einer Mehrdeutung des Flurnamens gerade die Realprobe oft eine Klärung zulassen. So wurden beispielsweise viele Frassen und Fräschen mit der Esche (lat. Fraxinus) in Verbindung gebracht. Viele dieser Fräschen finden sich aber nach einer Überprüfung im Gelände oberhalb der natürlichen Eschenstandorte. Sie werden denn auch heute meist als «steile Halden» gedeutet (Stricker, 1974). Im Flurnamen «Mistelmark» könnte man in erster Sicht die Mistel (Viscum album) vermuten. Allein schon die Hö- henangaben von 1378 m, an der Grenze zu Frastanz und Feldkirch- Tisis, lässt diese Deutung bezweifeln, da die vor allem auf der Tanne parasitierende Mistel selten 1000 Meter Meereshöhe übersteigt. Tiefen- thaler (1968) bringt denn auch die Mistelmark mit mischla, mischgla, also mischen in Verbindung. Wir werden allerdings auch Beispiele sehen, wo die Mehrdeutigkeit trotz Augenschein nicht zur sicheren Aussage führen kann. Eines dieser 207
	        

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