Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1978) (78)

Wir können sehen, dass die Differenz von 5 000 Gulden über die Geschicke unseres Landes entschieden hat, denn sonst wären wir heute ein Teil des Kantons Graubünden und damit Schweizer. Die Herren von Liechtenstein, seit dem 12. Jahrhundert als Adels- geschlecht urkundlich nachgewiesen, standen schon im Mittelalter als Heerführer und in Hofdiensten in hohem Ansehen. Der grosse Aufstieg des Geschlechtes vollzog sich im 17. Jahrhun- dert. Karl von Liechtenstein, später Statthalter von Böhmen, war Hof- meister Kaiser Rudolfs II. in Prag, und er erhielt 1608 die Fürstenwürde. 1623 folgten ihm die beiden Brüder Maximilian und Gundacker in die- ser Ehrung nach. Nun trachteten die Brüder gemeinsam nach einer weiteren Standes- erhöhung: Sie bemühten sich um Sitz und Stimme im Reichstag in Regensburg, um Glanz und Ansehen ihres Hauses zu vermehren. Dazu war der Besitz eines reichsunmittelbaren Gebietes Voraus- setzung. Das Geschlecht besass sehr grossen Gutsbesitz, aber dieser lag in den habsburgischen Erblanden, unterstand also nicht dem Kaiser direkt. Sieben Jahrzehnte lang zog sich das Suchen der Fürsten nach einer solchen Erwerbung hin, und im Fürstlichen Hausarchiv finden wir die Namen von zwanzig Herrschaftsbereichen, für welche sie Interesse zeig- ten oder mit den Besitzern Verhandlungen führten, von Holland bis an die Adria, von Ostpreussen bis ins Elsass. Die Grafschaft Vaduz und mit ihr die Herrschaft Schellenberg war seit 1396 reichsunmittelbar, und der Kauf beider Gebiete zusammen war geeignet, das langgesuchte Ziel zu erreichen. Im Jahre 1697 muss der Fürstabt zweimal nach Wien berichten, dass der Verkauf von Schellenberg immer dringender wird, denn die Gläubiger drohen mit Prozessen und Beschlagnahmungen, und das ganze Land befinde sich in einem sehr gespannten Zustande. Dann gibt der Kaiser seinem Kommissar den festen Auftrag, die Herrschaft Schellenberg zu verkaufen, und zwar so, dass vom Erlöse die Schulden beglichen werden. Mit dem Verkaufe von Vaduz solle er noch warten, bis entschieden ist, ob damit die finanzielle Lage geklärt ist. Am 18. Januar 1699 wird der Kaufvertrag beim Reichshofrat in Wien geschlossen. Er ist unterzeichnet von Rupert, Abt von Kempten 198
	        

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