Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1978) (78)

Es war Rupert von Bodman schon früh klar geworden, dass ohne den Verkauf hohenemsischen Besitztums eine Lösung des Schulden- problems unmöglich sein werde. Zuerst dachte er noch daran, der Erlös für die Herrschaft Schellenberg werde nach dem Vergleich mit den Gläubigern wenigstens einige Aussicht bieten, der äusserst schwierigen Lage Herr zu werden. In diesem Sinne berichtete er nach Wien. Der Verkauf der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz Am 7. Juni 1696 erlässt der Kaiser ein Schreiben an Fürstabt Rupert mit dem Auftrage, für die Herrschaft Schellenberg einen Käufer zu suchen, und schon am 25. September kann dieser der Majestät melden, dass sich «auf getane Werbung» Interessenten gefunden haben. Es waren das Kloster Weingarten, der Fürstabt von Sankt Gallen, der Bischof von Chur und der kaiserliche Obristkämmerer Graf Wald- stein. Ohne Ansehen der Person sollte der Meistbietende zum Zuge kommen. Aus Rücksicht auf das einst hochangesehene Geschlecht der Grafen von Hohenems (Marx Sittich I. war neben Georg von Frundsberg der berühmteste Landsknechtführer, andere Angehörige dienten als Offi- ziere dem Reiche, einer war Bischof von Konstanz und Kardinal und schliesslich Marx Sittich IV. Erzbischof von Salzburg und der grösste Bauherr der Barockstadt) war zunächst an einen widerruflichen Verkauf gedacht. Es war ein ungewöhnliches Vorgehen, ein Gedanke, dem Gra- fengeschlechte die Möglichkeit eines Rückkaufes zu bieten, wenn es einst wieder zu ausreichendem Vermögen kommen könnte. Nach und nach ziehen sich die Interessenten zurück, bis auf den Bischof von Chur. So konzentrieren sich die Verhandlungen und die Meldungen an den Kaiser auf dieses Angebot. Der Fürstabt berichtet, dass der Bischof von Chur deshalb Interesse an der nahe von Chur und in seinem Bistum gelegenen Herrschaft habe, weil sie «in immer andro- henden Anfällen der Religion halber ihm für ein Asylum dienen könne.» Die Gegensätze zwischen Katholiken und Protestanten waren so gross, dass sie den Bischof bewogen, eine sichere Zufluchtsstätte zu suchen. Der Interessent erklärt, dass er niemals wegen des Ertrages an den Kauf von Schellenberg denke, was zu verstehen ist, denn sie ergab nur einen jährlichen Nettoertrag von 1000 Gulden. 196
	        

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