Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

eigenen «Corporal» auf, was auf eine paramilitärische Organisation der Haiduken bei Hof als eine mit den Schweizern vergleichbare Art von Garde hindeutet.40 Sie unterstanden dem Oberststallmeisteramt und standen rangmässig den Sesselträgern nahe,41 von denen sie ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts auch schrittweise verdrängt wur- den.42 1781 werden die Haiduken am Wiener Hof zum letzten mal erwähnt, nachdem ihre Zahl schon seit 1774 auf zwei abgesunken war, die man offensichtlich ausdienen hatte lassen. Die romantisierenden Tendenzen des 19. Jahrhunderts führten zu einer Neubelebung des Brauches, Haiduken im Hofstaat zu haben. Freilich hatten diese «neuen» Haiduken mit ihren Vorfahren kaum mehr als den Namen gemeinsam. Auch ihre malerische und exotische, an Theaterkostüme erinnernde Tracht weist keine Ähnlichkeiten mit dem Haidukengewand des 17. und 18. Jahrhunderts mehr auf, wie sie verschiedentlich in kostümkundlichen Abbildungswerken zu sehen ist.43 Wie haben wir uns nun die Haidukenkleidung am Hofe Fürst Joseph Wenzels von Liechtenstein vorzustellen? Die Galalivreen wurden von dem bürgerlichen ungarischen Schneidermeister Gregor D r e x 1 e r aus Eisenstadt angefertigt.44 D r e x 1 e r scheint ein geschätzter Hof- lieferant gewesen zu sein, hatte doch schon 14 Jahre vorher die Kaiserin- witwe Elisabeth Christine bei ihm die Bekleidung ihrer Haiduken in Auftrag gegeben.45 Nimmt man nun seine und vergleichbare Abrech- 40 Auer a.a. O. (Anm. 8) 7. 41 Vgl. die Erklärung in Christoph Adelung, Versuch eines vollständigen grammatisch-kritischen Wörterbuches der Hochdeutschen Mundart II (1775) 1053. 42 Georg Kugler, Die Wagenburg in Schönbrunn (1976) 104. 43 Vgl. Wolfgang B r u h n - Max T i 1 k e , Kostümgeschichte in Bildern. Eine Übersicht der Kostüme aller Zeiten und Völker vom Altertum bis zur Neu- zeit einschliesslich der Volkstrachten Europas und der Trachten der ausser- europäischen Länder (1955) Abb. 82 und Seite 38. 44 Rechnung Nr. 215. Zur Geschichte auch des Schneiderhandwerks siehe allge- mein Viktor Thiel, Gewerbe und Innung. Geschichte der Stadt Wien IV/1 (1911) 411 — 523, besonders 502 — 508. 45 HHStA. a.a.O. (Anm. 3) f. 13 —15 mit dem interessanten Notandum: «für die heyducken wird keine seiden passiret, weilen sich der hungarische Schneidermeister Gregorius D r e x 1 e r in seinem gemachten accord obligiret hat, solche selbst darzu zu geben.» 103
	        

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