Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

Kacheln zu schliessen, einer einzigen, grossen Ausbauphase des Schlos- ses an. Dabei kann es sich nur um die Wiederinstandstellung der Burg nach ihrer Plünderung und Verbrennung durch die Eidgenossen vom Jahr 1499 handeln. Die Erneuerung der Wohnräume ist damals von Ludwig von Brandis begonnen, vor allem aber nach 1507 durch den neuen Schlossherrn Rudolf von Sulz unternommen worden. Kacheln, die eindeutig dem 15. Jahrhundert oder einer noch älteren Zeit zuzu- weisen wären, gibt es im Fundgut keine. Da das Nordrondell erst gegen 1530 auf dem von Erde befreiten, nackten Fels erbaut wurde, sind in seiner Ausfüllung auch keine solchen Funde zu erwarten, es sei denn, sie wären durch sekundäre Umlagerung darein gelangt. Nach Rheinberger war die Frührenaissance unter den Funden von 1904 in grosser Auswahl mit figurenreichen Bruchstücken vertreten. Rheinberger dachte hier zweifellos an grüne Reliefkacheln mit allegori- schen Figuren in Arkaden- oder Medaillonrahmen. Von solchen liegen heute nur noch Randfragmente vor, die aber auf mindestens vier ver- schiedene Öfen weisen. Es lassen sich zwei Typen von Arkadenkacheln (Abb. 12—14) unterscheiden, deren Bildmotive auf Grund von erhalte- nen Attributen zur Mittelfigur noch bestimmbar sind. Im einen Fall der gebogenen Füllkachelfragmente Abb. 12 —13 weisen die Motive des Pelikans und des Stabes auf die Gestalt des Moses, der in der Serie der Tugenden die Barmherzigkeit darstellt,4 der Bug der Arche auf Noa als Bild der Gerechtigkeit.5 Im andern Fall, einer einstigen Eckkachel, ist das springende Böckchen Attribut Abrahams, der hier den Glauben repräsentierte (Abb. 14).6 Bei den Medaillontypen (Abb. 15 —16) deu- ten die im Bildfeld einer gebogenen Füllkachel noch erkennbaren Reste eines runden Strahlenkranzes auf den Themenkreis der fünf Sinne mit der Allegorie des Gesichts (Abb. 15),7 den gebogenen Arkadenkacheln 4 Kacheln aus dieser Serie sind abgebildet in: Josef Ringler, Tiroler Hafner- kunst, Innsbruck 1965, Abb. 100—101. Ein Exemplar mit Moses im Schwei- zerischen Landesmuseum (LM 45363). 5 Ein Exemplar mit Noa im Schweizerischen Landesmuseum (LM 45362). 6 Kacheln dieser Serie sind abgebildet bei Ringler (vgl. Anm. 4) Abb. 98 — 99. Ein Exemplar mit Abraham im Schweizerischen Landesmuseum (LM 17202). 7 Medaillonkacheln dieser Serie schmücken den Ofen aus dem Deuringhaus in Bregenz (4000 Jahre Keramik in Vorarlberg, vgl. Anm. 2, Abb. 34). Exem- plare im Schweizerischen Landesmuseum (LM 8265, LM 17261). 33
	        

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