Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

blüht stets nur dann, wenn seinen Gliedern Grund und Zweck ihres Tuns und ihres Lebens bestimmt wird von einem Wertmassstab, der über der greifbaren Wirklichkeit liegt»123. Das Gemeinschaftsleben hat den Täufern aber auch Vorteile ge- bracht, die ihnen später vorgeworfen wurden: «Die Gütergemeinschaft als Wirtschaftsform hatte in der Zeit, in der die Entwicklung nicht we- sentlich von aussen gestört wurde, ihren Nutzen für die Gemeinde erwie- sen, ja sie besser als ihre privatwirtschaftende Umgebung gestellt»124. «Aus Mühlen, Mayerhöffen, Schäffereyen, Würtschaften und derglei- chen hat man den besten nutz und gewinn. Wer hat nun in diesem Refier die besten Mühlen innen als eben ihr Wiedertäufer? Wer besitzt die besten Mayerhöff? Ihr Wiedertäufer»125. Diese überschwängliche Schilderung des notorischen Täufergegners Pfr. Fischer, den Karl von Liechtenstein anfangs des 17. Jahrhunderts nach Feldsberg geholt hatte, um die Rekatholisierung durchzuführen, ist nicht ganz unverdächtig: Sie sollte den Hass schüren und Neid wecken. Dennoch gibt sie einen wahren Tatbestand wieder: Die Handwerker in der Umgebung von Täufersiedlungen fürchteten deren Konkurrenz. Die Täufer selber bekamen diese Angst zu spüren, denn die Adligen mussten die (weniger gut wirtschaftenden) eigenen Gewerbetreibenden vor ihnen schützen. «In disem Jahr (1600) ist von unsern Widersachern gross geschrey an- gangen in Mähren wie sich die Brüeder über die massen im landt hauffen und mit iren handwerk den Städten und Flecken nicht geringen schaden und Abpruch an ihrer Narung thuen. Die Landtherren haben derohalben beschlossen, uns die Aufrichtung neuer Haushaben zu un- dersagen, den Grundherren aber auch fernerhin zu gestatten, sich der Arbeiten der Brüeder zu bedienen»128. Tatsächlich arbeiteten viele Brüder — vor allem auf Meierhöfen und in Mühlen — auf den Gütern der Adligen als deren Angestellte. Offenbar wollten die Adligen aber nicht auf diese wertvollen Mitarbeiter verzichten und schränkten das Wirken der Täufer nur dort ein, wo es sie nicht selber betraf . . . . Diese wiederum konnten sich den Grund der Feindschaft ihnen 123 Müller, Kommunismus Ste 116. 124 Plümper, Ste 128. 125 Fischer, nach Kelbert, Ste 5. 126 Beck, Ste 331. 155
	        

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