Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1977) (77)

rieht über die Gütergemeinschaft der ersten Gemeinde in der Apostel- geschichte «... und yederman hat sein vermögen dargelegt/ . . / nach der leer der Propheten und Apostlen. Esaie 23 Act. 2.4. unnd 5.»58 «... denen, die im Angesichte des Herrn wohnen, wird ihr Erwerb zufallen, sich satt zu essen und sich prächtig zu kleiden . . man wird den Lohn nicht speichern noch aufsparen» lautet die Jesaja-Stelle, auf die sich die Täufer berufen, und Apostelgeschichte 2,44/45, 4,32 + 34/35/, heisst es: «Alle Gläubiggewordenen aber waren beisammen und hatten alles gemeinsam; und sie verkauften die Güter und die Habe und ver- teilten sie unter alle, je nachdem einer es nötig hatte.» — «Die Menge der Gläubiggewordenen aber war ein Herz und eine Seele; und auch nicht einer sagte, dass etwas von seinem Besitz sein eigen sei, sondern alles war ihnen gemeinsam. . . Es war auch kein Bedürftiger unter ihnen; alle nämlich, welche Besitzer von Grundstücken oder Häusern waren, veräusserten sie, brachten den Erlös des Verkauften und legten ihn den Aposteln zu Füssen, und man teilte jedem aus, je nachdem er es nötig hatte.» (In Apostelgeschichte 5 wird dann die Geschichte von Ananias und Saphira erzählt, welche einen Teil des Verkaufserlöses für sich behalten — eine Stelle, die den Täufern sehr wichtig sein musste, weil sie zeigte, dass in der Urgemeinde ein solches Verhalten zum Aus- schluss aus der Gemeinde führte, siehe unten!) Eine andere Kardinal- stelle der Bibel für die Täufer-Gütergemeinschaft ist das Bild des Apostels Paulus von der Gemeinde, die «ein Leib» sei, 1. Korinther 12, 12 ff. Diese Stelle findet sich als biblischer Beleg schon in einem Brief des Täufers Wolfgang Brandhuber an die Gemeinde in Rattenburg am Inn, kurz vor seinem Tod 1529 geschrieben. Brandhuber findet, mit der Gütergemeinschaft «seien die Worte Paulus' erfüllt, der die Gemeinde mit einem Leib vergleiche, bei dem auch kein Glied für sich allein sorge, sondern alle Glieder für den ganzen Leib»59. Stadler, um 1540 gestorben und eine Zeit lang der einzige Prediger der Austerlitzer Gemeinde, be- ruft sich inhaltlich auf diese Stelle, wenn er die Gütergemeinschaft so begründet: «So muess es auch in diser gmain gleich zuegeen, ain und 57 Beck, Ste 76. 58 Zieglschmid, Ste 87. 59 Müller, Glaubenszeugnisse, Ste 138. 137
	        

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