Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Auch in Guttenberg lebte bereits gegen Ende der 60er Jahre, als das Städtchen gerade am Höhepunkt seines Aufschwungs stand, ein Matt: Andreas Matt aus Mauren mit seiner Frau Josepha (geb. Lam- pert. gebürtig nach Triesenberg). Er hatte 1862 seine zweite Frau Jo- sepha geheiratet, nachdem seine erste Frau gestorben war und ihn mit sechs Kindern zurückgelassen hatte. Wann die Familie ausgewandert ist, ist nicht bekannt, es darf aber angenommen werden, dass sie späte- stens im Jahre 1865 nach Guttenberg kam.167 Sie lebte dort auf einer Farm und hatte regen Kontakt mit der alten Heimat. Andreas Matt hatte sich das «Liechtensteiner Volksblatt», die damals einzige liech- tensteinische Zeitung, abonniert. Diese Zeitung rief er auch zu Hilfe, als sich anfangs 1883 in Liechtenstein plötzlich das Gerücht verbreitete, Andreas Matt habe sich erschossen. In einem vom Volksblatt veröffent- lichten Brief schrieb er, «dass ein junger Marock aus Mauren, der letz- tes Jahr nach Amerika gereist, derselbe habe in Amerika in einer Baltimoer Zeitung gelesen, Andreas Matt sei eines unnatürlichen Todes gestorben, was meiner Verwandtschaft in meinem alten Vaterlande einen grossen Verdruss macht; so bitte ich Ihnen, mir meine Ehre zu retten, so setzen Sie mir in die Zeitung, dass der Marock ein Lügner ist von A bis Z; denn Andreas Matt ist in Guttenberg im 67. Jahr seines Alters bei Ehren und Kredit, gesund und wohl», was von seiner Frau im gleichen Schreiben bestätigt wurde.168 Der Irrtum klärte sich aber rasch auf: Der junge Marock war kein Lügner, denn er hatte nicht über Andreas Matt sondern über einen Andreas Strahl nach Hause ge- schrieben, von dem vermutet wurde, dass er sich erschossen hatte.169 So amüsant diese Geschichte auch klingen mag, möglich wäre sie gewesen. Es gab in der amerikanischen Pionierzeit manchen, der mit den Schwierigkeiten in der neuen Heimat nicht mehr fertig wurde und ihnen durch Selbstmord ein vorzeitiges Ende bereitete. Ein knappes Jahr nach dem entrüsteten Leserbrief von Andreas Matt erhängte sich 167 Gustav Alf. Matt, Geschichte der Matt, Zug 1925, Band I, S. 48. Andreas Matt hat am 22. 8. 1870 um die amerikanische Staatsbürgerschaft nach- gesucht. Um dieses Begehren stellen zu können, musste er bereits fünf Jahre in den Vereinigten Staaten gewohnt haben. (Naturalization Re- cords, County Court, Elkader, Band 4, S. 276.) 168 «L. Volksblatt», 23. 1. 1883. 169 «L. Volksblatt», 2. 2. 1883. 86
	        

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