Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

Jahr später von London auslaufen und im April 1607 an der Chesapeake Bay (Virginia) an Land gehen. Sie trafen dort weder goldene Nachttöpfe noch einen Strand voller Brillianten an. Im Gegenteil: Bei ihrer Landung hatten 39 von den 140 Auswanderern ihr Abenteuer bereits mit dem Tode bezahlt, und zwei Jahre später wollte der verbleibende Rest das Unternehmen auf- geben. Als sie gerade im Begriffe waren, die Flussmündung hinunter gegen die offene See zu segeln, trafen sie auf ein englisches Schiff, das neue Kolonisten und eine neue Ladung an Vorräten herüberbrachte. Die Besiedlung des amerikanischen Kontinents konnte weitergehen.74 Dies alles ereignete sich rund 240 Jahre bevor der erste Auswan- derer aus Liechtenstein seinen Fuss auf amerikanisches Territorium setzte. Als sich Joseph Anton Nigg und Franz Michael Vogt dazu ent- schlossen, war die Auswanderung bereits zu einem weitverbreiteten Geschäft in Europa geworden. 1. DIE AUSWANDERUNGSAGENTEN UND IHRE GESCHÄFTSPRAKTIKEN Profiteure dieses Geschäfts waren die Auswanderungsagenturen, die sich für die Organisation und die Durchführung der Reise anerboten und bei ihrer Tätigkeit nicht immer gerade saubere Geschäftspraktiken an den Tag legten. Bereits 1851, sechs Jahre nachdem die ersten Liechtensteiner das Land in Richtung Amerika verlassen hatten, legte das Regierungsamt der Hofkanzlei zwei Verordnungen des Hamburger Senats vor «zur thunlichen Beseitigung von Prellereien, welche deutsche Auswanderer bei der Überfahrt in fremde Welttheile, insbesondere wenn sie aus eng- lischen Häfen überschifft werden». Der Vorschlag des Senats ging nun dahin, dass auch Liechtenstein eine ähnliche Verordnung erlassen sollte. Mit der Beförderung von Auswanderern nach Amerika befasste sich in jenen Jahren ein gewisser Rufli aus Aarau, der «in verschiedenen Bezirken» Agenten verpflichtet hatte, an die sich der Auswanderungs- lustige wenden konnte. Einer dieser Agenten war Postmeister Franz 74 Cooke, S. 61-66. 39
	        

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