Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

älteren Bruder Christof «im Feber 1856 nach Amerika auszuwandern». Stolz konnte er erzählen, dass sein ältester Sohn Johann bereits früher dorthin ausgewandert sei «und sich dort in dergestalt guten Verhält- nissen (befindet), dass er mit seinem ersparten Gelde seinen Geschwi- stern hilfreich entgegen kommt, indem er ihnen zum Zwecke der Aus- wanderung bereits 500 fl. übersendet hat».50 Als letztes Beispiel sei schliesslich Christian Konrad aus Schaan er- wähnt, der seine Hoffnungen ebenfalls auf gute Nachrichten aus Ame- rika gründen konnte: «Vermöge der aus Amerika von meinen Bekann- ten angelangten Briefen, geht es denselben sehr gut und einige hievon haben ihren Verwandten schon beträchtliche Geldmittel anher über- mittelt. . . . Dann habe ich aus sicherer Quelle in Erfahrung gebracht, dass die Maurer-Arbeit in Amerika grossartig bezahlt werde, und so gebe ich mich getrost der Hoffnung hin, dass ich einstens mit einer ordentlichen Summe Geldes, wenn anders der liebe Gott mich gesund erhält, in mein liebes Vaterland zurückzukehren, das grosse Vergnügen haben werde.»51 Eine Warnung des Fürsten Das Ausmass der Auswanderungen in den beginnenden 50er Jah- ren52 muss auch den im entfernten Wien residierenden Fürsten beun- ruhigt haben. Als deshalb in Wien eine von einem Anonymus verfasste Schrift über «Erfahrungen über Nordamerika» erschien, liess er durch die Hofkanzlei zehn Exemplare «zum Gebrauch oder zu Prämien in Schulen» ans Regierungsamt in Vaduz senden. Der Verfasser der Broschüre war im Jahre 1853 selbst nach den Vereinigten Staaten ausgewandert, aber nach zwei Jahren enttäuscht zurückgekehrt, nachdem er, nach seinen eigenen Schilderungen zu schliessen, wegen mangelnder Anpassungsfähigkeit und Sprachkennt- nisse nicht hatte Fuss fassen können. Er schilderte die Vereinigten Staa- ten als ein Land, in dem der Einwanderer durch Betrug, Diebstahl und 50 LRA 105/100 und 105/101. 51 LRA 105/112, Gesuch v. 25. 1. 1856; Ch. Konrad erhielt am 26. 1. 1856 die Auswanderungsbewilligung, zog sein Gesuch jedoch gleichentags wieder zurück. 52 s. o. S. 30. 33
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.