Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

4 ÜBER DIE BEDEUTUNG DER ALPINEN STREUWIESEN IM RHEINTAL Feuchte Wiesen sind Kulturland. Früher mähten die Bauern einmal in jedem Winter diese Wiesen, um Einstreu für ihre Viehställe zu ge- winnen. Gedüngt wurde nicht. Es hielt sich so eine reichhaltige Pflan- zenwelt mit zum Teil ausserordentlich seltenen Pflanzen. Viele lichtbedürftige Pflanzen, vor allem auch der ehemaligen Steppenvegetation, fanden in diesen durch den Menschen geschaffenen Wiesen letzte Rückzugsstandorte. Um ihren Naturschutzwert zu erhal- ten, müssen sie weiterhin und in gleicher Weise bewirtschaftet werden. Die Notwendigkeit des Unterhaltes von Riedwiesen, die vom Laien in den Naturschutzgebieten nicht ohne weiteres verstanden wird, war der Hauptgegenstand der europäischen Informationskampagne über die Bedeutung der Feuchtgebiete in Liechtenstein. Für die Zusammensetzung der Flora in Riedstandorten ist die Zahl der postglacial über sie hinweggegangenen Vegetationen massgebend. Riedwiesen haben reliktische Florenbestände, die ihr Entstehen Ur- sachen verdanken, die heute, wie es das Wort aussagt, in weitem Um- fange nicht mehr bestehen. Jede Riedwiese im Alpen-Rheintal besitzt ein ganz spezielles floristisches Bild, obwohl natürlich gewisse Grund- züge gemeinsam sind. Weil im mittleren Alpen-Rheintal, wozu auch Liechtenstein gehört, einerseits das feuchtkühle Klima der Bodensee- gegend und andererseits das kontinentalere Klima Graubündens zu- sammentreffen, profitieren auch die Riedwiesen von beiden (14). Alle Riedwiesen verdanken ihre heutige Existenz der Erfindung der Sense. Da aus der Zeit vor der Sense (ca. 12. Jh.) keine botanischen Unter- suchungen vorliegen, ist man sehr ungenau informiert, wie es damals bei uns aussah. Sicher ist wohl, dass fast das ganze Artenspektrum der Riedwiesen schon vorhanden war. Einer der ersten Rheintaler Botaniker schrieb um 1830, dass sich an den unteren Hängen die gleiche Flora wie in der Talebene finde (14). Dem schon zitierten Prof. Murr ist ebenfalls aufgefallen, dass sich viele Moorpflanzen an relativ trockenen Standorten halten können. Die meisten Riedpflanzen sind so xerophil gebaut, dass man ihre oft kontinentale Herkunft erkennt. Wesentliches Erfordernis aller Moor- und Riedvegetationen ist der volle Lichtgenuss. Die Mehrzahl von ihnen ist eurosibirischer Abstammung, wobei diese Pflanzen im Rheintal am 306
	        

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