Bitte beachten Sie die genau beschriebene Lage der Scheibe, eine Angabe, die, wie Sie später sehen werden, von grosser Wichtigkeit ist. In unserem Landesmuseum ist nun diese Zierscheibe zusammen mit dem ganzen Fundkomplex im Raum für Früh- und Urgeschichte in einer Vitrine ausgestellt. Welche Bedeutung, welchen Zweck hatte diese Scheibe vor etwa 1300 Jahren? Wie wurde sie hergestellt? Wo findet man sonst noch derartige Zierstücke? Auf diese und weitere Fragen soll im nächsten Kapitel eingegangen werden. II. Unsere Zierscheibe in internationaler Sicht Wie schon Frommelt in seinem Fundbericht dartut — er bezieht sich dabei ausdrücklich auf das Werk von Walter Veck: «Die Alemannen in Württemberg» 1931 — sind schon viele derartige Zierscheiben in Frauen- gräbern gefunden worden. Es existieren hunderte von Abhandlungen und Berichte über solche Grabfunde in Deutschland, in der der Schweiz, in Österreich, Frankreich, Belgien, Holland, Dänemark, Schweden und im Südtirol. Es ist nun ein grosses Verdienst von Dorothee Renner, die in einer grossformatigen, sehr umfangreichen Monographie, betitelt mit: «Die durchbrochenen Zierscheiben der Merowingerzeit» Mainz 1970, Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums, alle bekannten Zierscheiben aus der Zeit der Merowinger nach den verschiedensten Gesichtspunkten ausführlich behandelt hat. Auch unsere Scheibe ist natürlich miteinbezogen. Ich übernehme mit ausdrücklicher Erlaubnis des Verlages aus diesem Werke einige Verbreitungskarten und Abbil- dungen. In diesem allgemeinen Teil werde ich mich bewusst weitgehend an die Ausführungen von Dorothee Renner halten, die aufgrund ihrer um- fangreichen Arbeit wohl die beste Kennerin dieser Materie ist. Ich werde auch nicht, wie das bis heute bei uns allgemein üblich war, von der alemannischen Zierscheibe schreiben, sondern von der merowingi- schen, da alle diese Zierscheiben in der Zeit der Merowinger Herrschaft entstanden und im ganzen merowingischen Bereiche, also nicht nur im alemannischen, gefunden werden. 272