Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

200 Gewerbebetriebe, 1866 waren es bereits 333, und nachdem in den 80er Jahren die Stickerei und weitere, neue Gewerbezweige Fuss ge- fasst hatten, stieg diese Zahl bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges auf 710. Auch die Landwirtschaft erholte sich dank zahlreicher Gesetze und staatlicher Förderungsmassnahmen langsam von den Katastrophen, die die Rheineinbrüche25 und Rüfeniedergänge gebracht hatten. Alles in allem gesehen konnte die wirtschaftliche Situation Liechtensteins nach dem Zusammenbruch des Deutschen Bundes im Jahre 1866 als gefestigt bezeichnet werden. 3. DIE AUSWANDERUNGSPOLITIK IM 19. JAHRHUNDERT Auswanderungen aus dem Gebiet des Fürstentums Liechtenstein hat es schon vor der Zeit gegeben, die uns hier im speziellen interessiert; und während Jahrhunderten haben die Landesherren überdies vom Wunsche ihrer Untertanen profitiert, ihr Hab und Gut im Lande zu verkaufen und ihr Glück anderswo in der Welt zu suchen. Um 1513 verordnete der Graf von Sulz, dass jeder Auswanderer den dreissigsten Teil seiner Güter zu entrichten habe, und hundert Jahre später bestand in der Grafschaft Vaduz die Vorschrift, an den Grafen den zehnten und an die Gemeinde den fünften Teil des Erlöses aus dem Verkauf der Güter zu bezahlen.21' Unter der Herrschaft der Fürsten von Liechtenstein, die in den Jahren 1699 und 1712 mit dem Kauf der Herrschaft Schellenberg und der Grafschaft Vaduz ihren Anfang nahm, hielt die Auswanderungs- feindlichkeit an. Wer mitsamt seinem Vermögen das Land verlassen wollte, hatte eine Taxe von gewöhnlich 10 Prozent seines Vermögens, und darüber hinaus, je nach Höhe des Vermögens, eine sog. «Manu- 25 Nach der Rheinkatastrophe von 1846 erfolgten schon 1853 zwei weitere, kleinere Einbrüche bei Triesen und Schaan. Am 16. 6. 1855 durchbrach der Rhein unterhalb Vaduz seine Schranken und verursachte Schäden, die grösser gewesen sein sollen, als jene von 1846. 1868 brachen die Schutz- bauten bei Balzers und die Überschwemmung reichte bis an die Triesner Gemeindegrenze. 1872 kam es in Ruggell zu einer Überschwemmung und ein Dammbruch in Triesen (1888) führte schliesslich zur letzten Rhein- überschwemmung des 19. Jahrhunderts, bei der nochmals die ganze Ebene zwischen Vaduz und Bendern überflutet wurde, s. Ospelt S. 18 ff. 26 Malin, S. 102. 25
	        

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