Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1976) (76)

auf blosser Erde und grinsten uns verwundert an; solche Bekanntschaft mochte ihnen wohl ungewohnt vorkommen, indess sehnten wir uns ebenso wenig nach den bezopften Söhnen des himmlischen Reiches und räumten schleunigst das Feld, uns ein gastlicheres Nachtquartier auf- suchend. ... Mehrere Tage weilten wir in Montreal, unschlüssig, was beginnen; Arbeit wurde uns in Fülle angeboten, als Eisenbahn-, Kanal-, Kohlen- minen-, Fabrik- und Farmarbeiter. Unser Sehnen richtete sich aber nach wie vor nach den Vereinigten Staaten, ein gewisser Ehrgeiz stachelte uns immer wieder auf, doch noch das uns einmal gesteckte Reiseziel zu erreichen. Wie aber den verfahrenen Karren aus dem Kot ziehen? Erst versuchten wir es, auf rechtliche Weise ins Land zu gelangen und begaben uns eines Morgens auf das «Vereinigte Staaten Einwanderungs- bueau». Wir hatten aber entschieden Pech. Um die Beamten über eine mögliche Identifizierung hinwegzutäuschen, gaben wir fingierte Na- men, diese wurden aber schön sauber auf ein Blatt Papier notiert und wir damit auf das «Allan-Line-Bureau» beordert, die Bestätigung unse- rer Angaben zu holen. Im Schiffsregister aber waren die richtigen Na- men verzeichnet. Dem war nun zwar zu helfen; wir hatten bald den Zettel verloren und gingen auf das Einwanderungsbureau zurück, um einen neuen zu holen in der Voraussetzung, der Beamte hätte im Drang der Geschäfte unsere Namen vergessen. Diese Voraussetzung bestätigte sich auch, wir konnten jetzt die Bestätigung unserer Aussagen holen. Nun kam was anderes, das uns weniger in den Kram passte, nämlich das New-Yorker Deportationssystem. Dieser Umstand rief uns lebhaft die Mahnung des deutschen Agenten von Ellis Island in Gedächtnis zurück: Ihr werdet in den verschiedenen Häfen signalisiert und da könnte Euch wieder was Dummes passieren. Das Dumme wollten wir aber nicht noch einmal riskieren; zum Glück waren noch mehrere Italiener anwesend, wir konnten uns unauffällig entfernen. Andern Tages lösten wir Billets bis St. Armand an der Grenze, im benachbarten Philippsburg für einige Tage Arbeit nehmend. Angelegentlich erkun- digten wir uns nach der Gegend und eines schönen Abends machten wir uns auf den Weg, in der angegebenen Richtung zu versuchen, in das Land unserer Hoffnungen zu gelangen, wenn auch auf ungesetz- lichen Wegen. Unsere Koffer Hessen wir stehen. . . . Morgens um 5 Uhr langten wir nach zurückgelegtem achtstündigem Marsche hundemüde und kotbespritzt in St. Alban an. Schon in Mont- 126
	        

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