Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1975) (75)

berechtigt waren, aber keinen Genieindeboden mehr zugeteilt erhielten, gewachsen. Die alteingesessenen Viehbesitzer stemmten sich gegen eine weitere Verringerung des gemeinsamen Weidelandes. Dorfbewohner ohne zugeteilten Gemeindeboden forderten vehement die völlige Auf- teilung des Gemeindebesitzes. Landvogt Schuppler hatte in den Dienst- instruktionen den Befehl erhalten, die Gemeinheiten ins Privateigentum der Bürger aufzuteilen und war sehr bemüht, diesen Auftrag durchzu- führen. Trotz grosser Anstrengung und trotz Drohung, die Teilung mit Militärgewalt durchzusetzen, konnte er den Widerstand der Mehrheit der Gemeindsleute nicht überall brechen. Teile des Gemeindebodens wurden nach wie vor gemeinsam genutzt oder wenigstens nur zur Nutzung nicht aber ins Eigentum ausgeteilt. War die Nutzung von herrschaftlichen Lehengütern für den liech- tensteinischen Bauern mit manchen Belastungen verbunden und die Bewirtschaftung der Gemeindegüter heftig umstritten und nicht weniger problemgeladen, die in kleine, oft weit auseinanderliegende Parzellen zerstückelten und vielfach stark verschuldeten Privatgüter bildeten keineswegs günstigere Voraussetzungen für die landwirtschaftliche Produktion. Die fürstliche Obrigkeit hatte wohl vor wenigen Jahren die Güterzerstückelung verboten und mit einer neuen Erbordnung und der Einführung des Grundbuches auch eine Güterarrondierung angestrebt, stiess aber bei der Durchsetzung auf den hartnäckigen Widerstand der Untertanen, die den vielen Neuerungen mit grösstem Misstrauen be- gegneten. Ausser der Landwirtschaft boten andere Wirtschaftszweige nur ge- ringe Verdienstmöglichkeiten. Industriebetriebe existierten nicht. Ge- werbsleute fanden im Lande bei der in bescheidendsten Verhältnissen lebenden Bevölkerung kaum Abnehmer für ihre Produkte oder Dienst- leistungen. Der Zugang zu den ausländischen Märkten war durch Zoll- und Handelsschranken verwehrt. Versuche der Obrigkeit, das Gewerbe zu fördern, mussten zwangsläufig scheitern, solange das Land zoll- und handelspolitisch isoliert war. Jetzt, wo Industrie und Gewerbe für die wachsende Bevölkerung so dringend benötigte Arbeitsplätze hätten brin- gen können, machte sich die wirtschaftliche Isolation besonders unan- genehm bemerkbar. Zu alledem war das Land überaus hoch verschuldet. Die bei den Truppendurchzügen von 1799 und 1800 dem Lande aufer- legten Lasten, die Kriegsbeiträge an das Reich, der Unterhalt des Trup- penkontingents und die Naturallieferungen an das Militär hatten da; 200
	        

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