Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1975) (75)

spanne der Siedlungskontinuität, wobei der Bau C selbst in die Schluss- phase der römerzeitlichen Besiedlung verwiesen werden muss. Ein Sigillata-Stück aus dem Beginn des 2. Jahrhunderts (NRV 74/19) stellt neben dem gleichaltrigen Wandstück einer Reliefschüssel aus dem alten Fundbestand der Grabung 1893/96 (95/R 25) den ältesten bestimmbaren römerzeitlichen Fund des Grabungsplatzes dar. Ebenso vereinsamt scheinen zwei Scherben aus dem frühen 4. Jahrhundert das Ende der Besiedlung des Nendler Feldes anzuzeigen (NRV 74/21—22; 74/27). Der Bau C aber datiert nicht aus der Zeit vor 283 n. Chr. Bezeichnender- weise wurde die jüngste Münze, ein um 303 — 305 n. Chr. in Trier ge- prägtes Geldstück Kaiser Diocletians (284 — 305), im Hofgelände zwi- schen Herrenhaus und Wirtschaftsbau B aufgelesen. Wenn man also in Betracht zieht, dass der Bau C nicht vor 283 errichtet worden sein konnte und in der Folgezeit noch einen kleinen Anbau erhalten hatte, wenn man ferner die zwei gefundenen Argonnensigillata-Stücke dem beginnenden 4. Jahrhundert zuweist, darf man eine vermutlich ver- dünnte Besiedlung des Hofes auch nach den Ereignissen von 288 n. Chr. annehmen. 8. Bedeutung und Untergang des Gutshofes Zu Beginn des 4. Jahrhunderts war der Platz auf dem Lutzengüetle- Kopf noch bewohnt,125 die Höhensiedlung «Burg» bei Vilters-Severgall (Bezirk Sargans)126 soll um 288 zerstört worden sein. Ein ähnliches Schicksal ereilte damals vermutlich die Villa in Brederis (Bezirk Feld- kirch).127 Und der Krüppel, die Höhensiedlung oberhalb Schaan, scheint erstmals schon bei einem Einfall der Alemannen um 270 n. Chr. aufge- geben worden zu sein.128 In Balgach (St. Gallen) sollen durch Kriegs- furcht Verängstigte ihr Geld um 288 n. Chr. vergraben haben.129 Den 125 Bernhard Overbeck, a. a. O., 151 ff.; Adolf Hild, Lutzengüetle, Ausgrabung 1937, JBL 1937, 85 ff. 126 Benedikt Frei, Der röm. Gutshof von Sargans, St. Gallen 1971, 20; Bern- hard Overbeck, a. a. O., 141. 127 Bernhard Overbeck, a. a. O., 76. Die Münzen enden mit Valentinian II. 128 David Beck, Der prähistorische und spätrömische Siedlungsplatz «Auf Krüppel» ob Schaan, JBL 1965, 5 ff.; Hans-Jörg Kellner, Die Kleinfunde aus der spätrömischen Höhensiedlung «Auf Krüppel» ob Schaan JBL 1965, 53 ff. 129 Vgl. Bernhard Overbeck, 1973, a.a. O., 96 ff. 136
	        

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