Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1975) (75)

von Einzelfunden im Villagebiet, nachdem Sekundärverlagerungen nirgends auszuschliessen sind. Die Rekonstruktionsversuche des Herrenhauses in seinem letzten Ausbaustadium ergeben ein Bild, das von jenem der Urvilla nicht in erheblichem Ausmass abweicht. Gewiss, die Anlage ist breiter gewor- den. Die an die Südwest- und Nordostseite des Hauses angefügten Bauten können unter das weitergezogene Schleppdach der bereits vor- handenen Räume gebracht werden, weil das Gelände zu beiden Seiten sich leicht senkte. Wir erhalten somit eine Maximalbreite der dem Tal zugekehrten Hauptfront von 34.40 m. Die grösste überbaute Tiefe, in- klusive den rückseitigen Zubauten, beträgt 24.60 m. Die Wohnfläche dürfte bei 600 m2 gelegen haben, eine Grösse, die man in kleineren Gutshöfen öfters findet,122 während die noblen Villen von grossen Gutshöfen das Fünf- und Mehrfache der Grundrissfläche der Nendler Villa beanspruchten (s. Rekonstruktionsskizzen, Herrenhaus A, Abb. 55, 57). Was die Datierung des Endausbaues des ganzen Nendler Herren- hauses betrifft, so muss dieser Zeitpunkt nahe beim Untergang des Guts- hofes liegen. Den eigentlichen Baubeginn haben wir, abgestützt auf die Arbeit von Frau Ettlinger, auf die Zeit vor 180 n. Chr. fixiert. Die Er- eignisse um 288 n. Chr. müssen auf die Entwicklung des Gutshofes einen sehr nachteiligen Einfluss ausgeübt haben.123 Damals dürfte der Gutshof, wie Brandspuren besonders im Südostteil vermuten lassen, niedergebrannt sein. Auch die im Grundriss der Villa selbst und in unmittelbarer Nähe der Aussenmauern in zwei Grabungen gefundenen sechs Münzen markieren den Zeitraum von 161/180 (Marcus Aurelius) bis 276/282 (Probus).124 In diesen Zeitraum scheint auch die Geschichte der Nebenbauten B und C eingespannt zu sein. Das Gelände des Ne- benbaues B barg eine Münze von Severus Alexander (222 — 235), mit welcher, laut Darstellung von Frau Ettlinger, auch die Keramik aus dem zweiten bis zum frühen dritten Jahrhundert zeitlich zusammengeht. Die Einzelfunde im Gebiet des Nebenbaues C umfassen die grösste Zeit- 122 Vgl. Heinz Cüppers u. Adolf Neyses, a. a. O., 221; Newel (36 x 18) 648 m2. 123 Bernhard Overbeck, Alemanneneinfälle in Rätien 270 u. 288 n. Chr. Jahrb. f. Numismatik und Geldgeschichte, 20. 1970, 81 ff. 124 Bernhard Overbeck, Geschichte des Alpenrheintals in römischer Zeit, Teil II, München 1973, 157 f.; Samuel Jenny, JBL 1903, 202. 133
	        

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