Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

Auch der im Wald wachsende rote Holder wurde gern zum Einkochen verwendet, und seltener wurde aus den frischen Tannentrieben ein Tannenhonig — er galt als Heilmittel gegen Tuberkulose — bereitet. Daneben waren Nussbäume sehr verbreitet. Für den Obstbau wurden nur Hochstämme angepflanzt. Am Kar- freitag war in Feldkirch Obstbaummarkt; denn am Karfreitag ging man nicht zur Feldarbeit, sondern man machte Ordnung um Haus und Stall und setzte und schnitt Bäume. Besondere Pflege wurde ihnen nicht zu- teil, und Spritzen der Bäume gegen Schädlinge war unbekannt. Speziell die Läuserbäume waren mächtige Bäume mit Stammdurchmesser bis zu einem Meter und weitausladender Krone, und Birnbäume mit 15 m Höhe waren keine Seltenheit. Äpfel wurden, soweit sie beim Obscht- ahalesa oder öpfelgwinna (= Obstpflücken) erreicht werden konnten, für Lagerobst geerntet, sonst wurden die Baumäste, wie immer bei Birn- bäumen mit Haken an langen Stangen geschüttelt und das Obst als Mostobst verwendet. Bis Ende Oktober musste die Obsternte beendet sein. Was dann noch auf den Bäumen hing, gehörte den Buben — ma goht ge öpfel spiagla — und am 3. November wurden alle Bäume auf restliche Äpfel genau untersucht. Wir Buben wussten natürlich genau, wo die frühesten Äpfel und Birnen in der Gemeinde reiften und ver- suchten unsern Teil, auch ohne dazu eingeladen zu sein, zu ernten. Obstverwertung Was nicht für den Haushalt als Lagerobst, Mostobst oder zum Dör- ren gebraucht wurde, brachte man jeweils am Dienstag nach Feldkirch auf den Markt, nach dem Ersten Weltkrieg ins Toggenburg, zusammen mit Kartoffeln, Butter, Käse und Eiern. Eingelagert wurden Äpfel im Keller. Birneneinlagerung als Lagerobst war unbekannt. Mosten Es waren zwei Arten zu unterscheiden, einerseits die seltenere Ge- winnung von Saft und andererseits von Most. Beim Saft wurde das in der Moschte (= Mosterei) in der Mühle gemahlene Obst auf der Moscht- pressa ausgepresst und ohne Wasserzusatz im Keller zum Yesa (= Ver- gären) in Fässern eingelagert. Wurde nur eine Obstsorte verwendet, so bekam der Saft den Beinamen der Obstsorte, z. B. Läusersaft, Gel- möschtlersaft etc., bei gemischtem Obst wurde nur der Ausdruck Saft verwendet. Der nach dem Pressen verbleibende Trester wurde zum 72
	        

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