Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

schützte die inländischen Arbeitnehmer auch. Anfangs 1930 teilte sie lakonisch mit: «Zur Unterbringung liechtensteinischer Arbeitsloser wird einer Anzahl ausländischer Arbeiter die Arbeitsbewilligung entzogen.»41 Der liechtensteinische Arbeiterverband ersuchte 1930 die Regierung, beim Binnenkanalbau nur Liechtensteiner zu beschäftigen; die Regie- rung sagte dies zu.42 Im Ausland breitete sich die Arbeitslosigkeit aus, die Liechtensteiner Saisonarbeiter fanden dort wenig Arbeit, manche wurden heimgeschickt. Solche arbeitslose liechtensteinische Bauarbeiter aus Schaan protestierten im Sommer 1930 gegen liechtensteinische Bau- firmen und Arbeitgeber, die «neben diversen andern Ausländern auch nochs Reichs-Italiener beschäftigen»; da Italien arbeitslose Ruggeller Bürger ausgewiesen habe, solle dasselbe mit den italienischen Arbeits- kräften in Liechtenstein geschehen.43 Im folgenden Jahr kehrten auch aus der Schweiz immer mehr Liechtensteiner ohne Arbeit zurück. Ein Unterländer Einsender verlangte daher, die Arbeitskammer solle «dafür sorgen, die ausländischen Arbeitskräfte möglichst zu verdrängen und an ihrer Stelle einheimische zu beschäftigen.»44 Das Arbeitsamt bewil- ligte denn auch ab Ende 1931 die Anstellung von «ausländischen Dienst- und Arbeitspersonal» nur noch, «wenn hier kein entsprechender Bewer- ber erhältlich ist».45 Anfangs des Jahres 1933 analysierte ein Leitartikel des «Liechten- steiner Volksblattes» die Frage der ausländischen Arbeitskräfte: «Man hat im Laufe des letzten Jahres immer wieder hören können, dass aus- ländische Arbeitskräfte in einer Überzahl unser Land überschwemmen. Man hat dies richtigerweise als einen Missstand empfunden . . » Die Aufgliederung der im Vorjahr 1932 zugewanderten 468 Personen nach Erwerbsart ergab, «dass bei idealer Verteilung der Arbeitskräfte kein einziger Liechtensteiner ohne Arbeit sein müsste.» Dazu freilich müss- ten die Liechtensteiner lernen, sich in bezug auf gut bezahlte Arbeit zu bescheiden und «das Opfer bringen, auch wieder Knechtstellen anzu- 41 Liechtensteiner Nachrichten, 18. Jan. 1930, S. 1. 42 Ebenda, 19. Juli 1930, S .2. 43 Ebenda, 28. Aug. 1930, S. 2. 44 Ebenda, 17. Dez. 1931, S. 2. 45 Ebenda, 24. Dez. 1931, S. 3; ebenso 1932. 44
	        

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