Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1974) (74)

Eine nicht unbeträchtliche Gruppe von Ausländern machte die seit der Zolleinigung mit Österreich im Fürstentum stationierte österreichi- sche Finanzwache in der Stärke von anfänglich 70 Mann aus.30 Die fürstliche Verwaltung schliesslich war auch in dieser Zeitspanne stark österreichisch bestimmt, indem der Fürst weiterhin seine Verwaltungs- fachleute aus der Donaumonarchie als Landesverweser ins Land schickte, so seit 1861 den tüchtigen Carl Haus von Hausen, den weniger beliebten Karl von In der Maur, Hofrat Dr. Josef Peer und den schliess- lich 1918 abgesetzten Freiherrn Leopold von Imhof. Nach dem Ersten Weltkrieg ersetzten bald schweizerische Zoll- beamte die österreichischen. Trotz der witrschaftlichen Hinwendung zur Schweiz kamen aber noch bis in die Dreissigerjahre hinein die meisten Arbeitsuchenden aus Österreich, vor allem aus Vorarlberg und Tirol. Das hing mit der noch ungünstigeren Wirtschaftslage jener Län- der und mit der wirtschaftlichen und sozialen Situation in Liechten- stein selber zusammen. Darüber gibt die Aufgliederung der in den Jahren 1929 und 1932 zuziehenden Arbeitskräfte nach Herkunft und Beruf interessante Aufschlüsse: Von den 468 im Jahre 1932 eingereisten Personen kamen 353 aus Österreich — davon wiederum allein 251 aus Vorarlberg — und 104 aus Deutschland, aus andern Ländern ganze II.31 In Österreich und Deutschland hatte die Weltwirtschaftskrise ihren Höhepunkt erreicht, während die Schweiz und das Fürstentum Liech- tenstein noch weniger stark betroffen waren. Von den im Jahre 1929 total 395 Eingereisten waren 110 Hilfsarbeiter, 109 Dienstmädchen und 35 Knechte,32 und im Jahre 1932 waren von 468 Einwanderern 133 Knechte, 86 Dienstmädchen, 10 Köchinnen, 25 Malergehilfen und -lehrlinge, 24 Schreiner, 21 Schlosser- und Mechanikergehilfen, 12 Schneider und Schneiderinnen, 7 Schuhmacher, 7 Gärtner, 6 Flaschner, 5 Zimmerleute, 3 Büroangestellte, 2 Kellnerinnen und andere. Knechte und Mägde machten also fast die Hälfte aus. Für diese Beschäftigungs- kategorie waren trotz Arbeitslosigkeit «inländische Arbeitskräfte ein- fach nicht aufzutreiben».33 Eine Arbeit als Knecht oder Magd und die 30 HK 1861/5377 (1852/8799, /9415). 31 Liechtensteiner Volksblatt, 17. Jan. 1933, S. 1. 32 Liechtensteiner Nachrichten, 14. Juni 1930, S. 2; ebda., 4. Nov. 1930, S. 1. 33 Liechtensteiner Volksblatt, 17. Jan. 1933, S. 1. 29
	        

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