Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

Es ist verständlich, dass die Liechtensteiner Regierung unter diesen Bedingungen die Einfuhr von Lebensmitteln aber auch Bekleidungs- stücken aus der Schweiz anstrebte. Die «Bewilligung» dazu traf bereits am 8. Dezember 1918 von der Finanzbezirksdirektion in Feldkirch ein. Ein etwas voreiliger und eigenmächtiger Schritt, da die Behörde Ende Februar 1919 bekennen musste, eine nachträgliche Bewilligung vom Staatsamt für Finanzen in Wien noch nicht erhalten zu haben. Erst der direkte Vorstoss der Liechtensteiner Regierung führte am 13. März 1919 zum entsprechenden Erfolg, mit der Einschränkung, dass zum Zweck der Bezahlung die österreichisch-ungarische Devisenzentrale nicht in Anspruch genommen werden dürfe.45 Verstärkung der Grenzwachen und ihr Abzug Trotzdem nahm der Schleichhandel in bedrohlichem Masse zu, so dass in Wiener Zeitungen eine Verstärkung der vorarlbergisch-liechten- steinischen Grenze durch österreichische Offiziere angekündigt wurde. «Etwas ähnliches» begrüsste auch das Liechtensteiner Volksblatt, be- sonders für den Grenzraum von Balzers, stiess jedoch auf den scharfen Widerstand der Oberrheinischen Nachrichten, die nichts von einem «neuen Polizeistaat» wissen wollten, sondern allein eine Demokratisie- rung der Landeseinrichtungen als Garantie für Ruhe und Ordnung be- trachteten.40 Aus dieser Zeit stammen übrigens die anfänglich guten Beziehungen zwischen dem Feldkircher Anzeiger und den Oberrheinischen Nach- richten, da beide Blätter für Demokratie und den einheimischen Natio- nalgedanken eintraten und gegen das «Wiener Beamtentum» ankämpf- ten. Das, was die Feldkircher gegen eine Grenzverstärkung einzuwen- den hatten, konnten die Liechtensteiner Nationalisten nur bekräftigen: «300 Offiziere .... als Finanz wache .... Die fehlen uns gerade vor der Ernte. Wir dürfen uns da wieder gefasst machen darauf, dass alles eingehamstert wird und die Preise für Lebensmittel recht in die Höhe 45 LLA: FL Landesverweser an Finanzdirektion Feldkirch. Vaduz, 18.2. 1919. Finanzdirektion Feldkirch an FLReg. Vaduz. Feldkirch, 22. 2. 1919. D. ö. Staatsamt d. Finanzen, Mühlwenzel, an FLReg. Vaduz. Wien 13. 3. 1919. 46 LV, 23. 7. 1919. / ON, 14. 8. 1919. 47 FA, 19. 7. 1919. 81
	        

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