Anfang Juli trat insofern eine Änderung ein, als die Verzollung von österreichischen Exporten und Importen in Feldkirch durchgeführt wurde, was eine Reihe von Schweizer Blättern veranlasste, die Zurück- ziehung des österreichischen Zollamtes von Buchs anzukündigen. Die daraufhin vom Schweizer aussenpolitischen Departement und von der F. L. Gesandtschaft in Wien, mit ihrem Attache Dr. Hoop, gemachten Anfragen beim Bundesministerium des Äusseren in Wien zeigten eine veränderte Situation: Österreich beabsichtige vorläufig keine Verlegung des Zollamtes. Eine Erklärung jedoch, dass eine liechtensteinisch- schweizerische Zollunion ohne Einfluss auf die notwendige Entschei- dung in dieser Frage sei, könne nicht abgegeben werden.27 Man wollte in Wien also zuerst abwarten, was mit Liechtenstein zoll- politisch geschah, um dann an die Schweiz, die wie das Buchser Komi- tee an der Erhaltung des Zollbahnhofes interessiert war, erhöhte finan- zielle Ansprüche stellen. Trotz inoffizieller Äusserungen gegenüber der fürstl. Gesandtschaft in Wien, Anfang Dezember 1922, dass die Frage der Verlegung der österreichischen Zollstation nach Feldkirch vom liechtensteinisch- schweizerischen Zollanschluss unabhängig sei, ging die Sache nicht weiter, so dass sich schliesslich der fürstliche Geschäftsträger in Bern, Dr. Emil Beck, entschloss, die Frage voll und ganz der Schweiz zu überlassen.28 Die Fronten verschärften sich ausserdem, als sich Bürger der Stadt Feldkirch seit September 1923 in intensiver Tätigkeit einzumischen be- gannen.29 Ein Feldkircher Aktionskomitee des Vorarlberger Gewerbe- bundes hatte in einer gutbesuchten Versammlung mit dem Referenten Altbürgermeister Unterberger die Stadtvertretung aufgefordert, «der Frage des Zollanschlusses des Fürstentums Liechtenstein an die Schweiz und der Auswirkung auf die Stadt und Bahnhof Feldkirch ihre Auf- merksamkeit zu schenken und gebeten, jeden gangbaren Weg zu gehen, der geeignet ist, den Schaden .... durch die Verlegung des österreichi- schen Zollamtes von Buchs nach Feldkirch wenigstens teilweise wett- zumachen. Hierbei geben wir uns der Hoffnung hin dass .... da- 27 LLA: J. Hoop an FLReg. Vaduz. Wien 26, 29. Juli 1922; 24. 2. 1923. 28 LLA: E. Beck an FLReg. Vaduz. Bern, 1. 12. 1922. 29 LLA: E. Beck an FLReg. Vaduz. Bern, 20. 2. 1922. 75
