Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

wir mit ihnen in einem freundnachbarlichen Verhältnis, das doch hauptsächlich auf dem Zollvertrag beruhte .... Freud und Leid wur- den sozusagen gemeinsam getragen. Wir waren mit den «lieben Vor- arlbergern» — wenn auch nicht verheiratet — doch so halb und halb verlobt. Und nun, nachdem unser liebes Bräutchen von einem bösen Schicksal heimgesucht wurde und sein Geld nicht mehr so teuer ist, haben wir uns treulos seinen Armen entwunden. Alte Liebe rostet nicht, und es ist menschlich verständlich, wenn sich unsere alte Liebe in Vor- arlberg über unsere Treulosigkeit grämt, besonders weil sie in uns den Don Juan sieht, der mit einer neuen Schönen, besseren Moneten lieb- äugelt, um eine Geldheirat zu machen. Oder ist dem etwa nicht so?»10 Landesverweser Dr. Peer — ein Österreicher Unmut und Kritik vieler Vorarlberger — besonders wieder im Vor- arlberger Tagblatt zum Ausdruck kommend — löste seit April 1920 die Liechtensteiner Landesverweserfrage aus. Dies besonders deshalb, weil Dr. Peer eine in ganz Vorarlberg bekannte Persönlichkeit war und die Funktion eines Feldkircher Bürgermeisters und Landeshauptmann-Stell- vertreters eingenommen hatte. Die Feldkircher Bürgerschaft erhoffte sich von seinem Amtsantritt Vorteile, was mit ein Grund war, warum die Oberrheinischen Nachrichten einen «scharfen Pressesturm» ent- fachten und die Volkspartei am 4. Mai 1920 in Vaduz einen grossauf- gezogenen Demonstrationsmarsch unter dem Motto «Liechtenstein den Liechtensteinern» veranstaltete. Freilich hatte die Volkspartei gegen Peer keine anderen Gründe für eine Ablehnung anzuführen als etwa: «Wir sind keine Kolonie für Wiener Herren und kein Tummelplatz für Wiener Regierungskünste. Liechtenstein ist lange von Ausländern re- giert worden .... gekämpft wird gegen das System, gegen das Über- wuchern des Ausländertums in unserem Beamtenwesen.»11 Obwohl die Bürgerpartei immer wieder auf die in Vorarlberg ge- zeigten Qualitäten des zukünftigen Landesverwesers hinwies und 10 LV, 3. 1. 1920. 11 VT, 16. 4. 1920. / LV, 15. 5. 1920. Dass die Volkspartei keine persönlichen Motive gegen Peer hatte, erwähnt Nigg Ferdinand: Eine Kritik an Dr. Prinz Eduards Liechtensteins Weg von Österreich zur Schweiz. Sonderabdruck aus den Nummern 25 — 103 des «Liechtensteiner Vaterland» Jahrgang 1948, S. 90. 68
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.