Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

sehen Nachrichten die Hofkanzlei mit ihren österreichischen Beamten war, waren den Vorarlbergern die «Wiener Regierung», der «Amts- schimmel» und die besonders in Feldkirch unbeliebten Etappenoffiziere. Unter dem Titel «Los von Wien» schrieben die Oberrheinischen Nachrichten am 12. April 1919: «In Tirol und Vorarlberg .... ist in jüngster Zeit der Ruf «Los von Wien» immer mächtiger geworden. Auch wir wollen los von Wien und los von dieser Hofkanzlei. Über uns sol- len Liechtensteiner und nicht landsfremde Leute sitzen und richten . .. Zu dieser Hofkanzlei mit ihren österreichischen Beamten haben wir nun in Gottes Namen kein Zutrauen mehr und es ist geschichtlich begründet.»1 Auch das sonst gemässigte und vorsichtige Liechtensteiner Volksblatt weist schon früh auf die «Vorarlberger Anschlussfrage» hin, wenn auch nur mittels Schweizer Leserbrief und authentischer Vorarlberger Quel- len: «Wir wollen zur Schweiz, dann gibts wieder Ordnung in unserem Ländchen. Nehmt uns doch auf ihr Schweizer!» Diesem Hilferuf folgt eine Schilderung über die korrupten und protektionistischen Offiziere, die im Zusammenhang mit dem Rückzug ihre unredlich erworbenen Güter ins Hinterland brächten.2 Eine für Vorarlberger und Liechten- steiner Schmuggler nicht unwesentliche Tatsache. Womit ausserdem die Liechtensteiner Volkspartei in den Oberrhei- nischen Nachrichten die skeptischen Unterländer mitzureissen suchte, die lieber unter «österreichischer Bevogtung» stehen wollten, als eine Unterbrechung des Wirtschaftsverkehrs mit Vorarlberg in Kauf zu neh- men, war der wiederholte Hinweis auf die Unwürdigkeit und Gefähr- lichkeit einer österreichischen Briefzensur. Diese habe vor allem wäh- rend des Krieges nicht unwesentlich dazu beigetragen, dass die Entente- staaten die Neutralität und Souveränität Liechtensteins bezweifelten.3 Was dem österreichischen Amtsschimmel alles gelang, bewies etwa der Weg eines Telegrammes von Schaan nach Feldkirch, das zuerst nach Vaduz, dann an Feldkirch vorbei nach Bregenz (Zensurstelle) ging und schliesslich erst seinen Bestimmungsort erreichte.4 1 ON. 12. 4. 1919. 2 LV, 21. 12. 1918. 3 Liechtenstein Politische Schriften, H. 2, S. 18. 4 ON, 28. 5. 1919. 65
	        

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