Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

VORWORT Die Trennung Liechtensteins von Österreich wurde im ausführlichen, jedoch nicht unwidersprochenen Werk von Dr. Eduard Prinz von Liech- tenstein behandelt. Ihm ging es dabei in erster Linie um eine persön- liche Rechtfertigung und die Darstellung weitgehend unbekannter poli- tischer und diplomatischer Zusammenhänge und Handlungen. Seine Ausführungen lassen aber immer wieder durchblicken, wie sehr Ent- scheidungen durch Prozesse politischer Bewusstseinsbildung und Legi- timation, auf rationaler und oft auch irrationaler Grundlage, beeinflusst und sogar entschieden wurden und wie wesentlich dabei die informelle und formelle Vorgangsweise von Primär- und Sekundärgruppen war. In der folgenden Arbeit wurde versucht, diese Komponente «von Unten» als bedeutender Beitrag sozialer und politischer Interdependenz stärker aufzuzeigen. Die Loslösung von Österreich war in ihren Auswirkungen in erster Linie eine solche von Vorarlberg und besonders von Feldkirch. Sie er- hält auch dadurch einen speziellen Akzent, dass sich für die Umgebung von Feldkirch und besonders das Liechtensteiner Unterland völlig neue wirtschaftliche Situationen ergaben, die dann vor allem auf die liech- tensteinisch-schweizerischen Zollanschlussbestrebungen grossen Einfluss haben sollten. Man darf schliesslich auch nicht vergessen, dass zwischen den bei- den Nachbarländern jahrhundertelange soziokulturelle Bande bestan- den, deren Gefährdung oder gar Auflösung in keinerlei Interesse stand. So reagierten selbst die Vorarlberger Landesregierung und verschiedene Behörden gekränkt und empfindlich auf die rasche Auflösung des liech- tensteinisch-österreichischen Zollvertrages. Offizielle negative Reaktio- nen des Landes waren jedoch nicht zu erwarten, da man selbst den Anschluss an die Schweiz suchte und die Bevormundung durch die Zentralbehörde in Wien ablehnte. Umso interessierter verfolgten politische Gruppen, deren Publika- tionsorgane und ein Gros der Vorarlberger Bevölkerung die Entwick- lung in Liechtenstein, weil damit wichtige Wirtschafts- und Ernährungs- fragen in einer Zeit äusserster Krisenanfäüigkeit verbunden waren. Die Tagesfragen des Grenzschmuggels, der angestrebten Verlegung des Buchser Zollbahnhofes nach Feldkirch, des Landesverwesers in Person 63
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.