Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

«Der Vorlage liegt kein Expansionsbestreben der Schweiz zugrunde. Niemand denkt daran, das liechtensteinische Völkchen zu vergewalti- gen; wir respektieren hier wie anderswo die geschichtliche Entwick- lung, wie es unserer Uberlieferung durchaus entspricht. Dennoch ha- ben sich Bedenken geltend gemacht, und man hat vorgeschlagen, man solle mit Vereinbarungen lediglich über den Grenzverkehr Liechten- stein zu Hilfe kommen. Aber die nähere Prüfung hat ergeben, dass da- mit weder Liechtenstein noch der Schweiz geholfen würde. Aus einer solchen Halbheit würden für beide Teile nur Nachteile erwachsen, den Vorteil hätten höchstens einige Private. Die konstitutionellen Bedenken, die geltend gemacht wurden, sind entschieden weit übertrieben. Man spricht davon, es werde einem frem- den Volke schweizerisches Recht aufgezwungen. Allein die Liechten- steiner wären berufen, hingegen Einspruch zu erheben, aber sie tun es nicht.» Ständerat Bolli erklärt dann, dass die Grenzbewachung keine Schwierigkeiten bereiten würde und dass die Frage des Buchser Zoll- amtes vor der Lösung stehe. Er erwähnt auch unser damaliges Beitritts- gesuch zum Völkerbund: «Seinerzeit hat die Schweiz Liechtenstein zum Völkerbund angemel- det. Bei der Verhandlung über dieses Gesuch wurde festgestellt, dass dem Ländchen eine wirtschaftliche Selbständigkeit und damit auch eine vollkommene staatliche Selbständigkeit versagt sei. Das Land sei genötigt, bei einem Nachbarn Anlehnung zu suchen. Aus diesem Grund hat der Völkerbund das Gesuch Liechtensteins am 17. Dezember 1920 mit 27 gegen 1 Stimme abgelehnt. Damit ist festgestellt, dass Liechten- stein der wirtschaftlichen Hilfe eines anderen zu seinem ehrenvollen Gedeihen unbedingt bedarf. Wenn dem so ist, so darf die Schweiz si- cher nicht irgend einen anderen diese Hilfe bringen lassen, da sie doch der Nachbar ist, an den sich anzulehnen bei den gegenwärtigen Ver- hältnissen Liechtenstein gezwungen ist.» Ständerat hier nimmt im Sinne der Buchser Initianten Stellung und erklärt, gegen die Vorlage zu stimmen. «Das wichtigste Bedenken ist mir aber das, dass wir besser tun, uns mit dem zu begnügen, was wir haben, und nicht die Hand nach etwas weiterem auszustrecken vermittels des Zollvertrages, dem doch eine weitere friedliche Durchdringung folgen wird. Ein Zollanschluss wie der hier geplante ist nach meiner bestimmten Meinung noch nie vorge- 47
	        

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