Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

Schrättlig und Doggi EINE ALTE FRAU ALS DOGGI 15 Eine Mutter hielt ihr kleines Kind auf dem Arm und spielte mit ihm. Da kam eine alte Frau zu Besuch, und der Mutter fiel auf, dass sie das Kind nicht aus den Augen liess, aber sie dachte sich nichts Schlechtes dabei. Als die Stubenuhr zur Mitternacht schlug, fing das Kind zu schreien an, und die Mutter sah entsetzt, wie es im Bette hin- und hergeworfen wurde, wieder ruhig war, dann leise ins Kissen weinte und im Gesicht ganz rot anlief. Sie wusste sich nicht zu helfen, und erst als die Mitter- nachtsstunde zu Ende ging, wurde die Kleine ruhiger und schlief ein. So ging es einige Nächte, aber niemand konnte einen Rat geben. Die verzweifelte Mutter ging zum Triesner Pfarrer, und der gab ihr ein Mittel an: «Nimm heute abend eine Birkenrute und schlage mit ihr in den drei heiligen Namen in siedendes Wasser ! Die Person, die dann kommt und um Verzeihung bittet, ist an allem schuld.» Der Rat wurde befolgt, das Kind schlief ruhig und war also befreit. Am andern Tag kam die alte Frau und bat um Verzeihung. Ihr Ge- sicht war voll von Striemen und Brandwunden. EIN DOGGI REITET EIN PFERD ZU TODE 16 Ein Wirt in Triesenberg hatte eine brave, aber sehr bleiche und magere Kellnerin. Er fragte sie, was ihr fehle, sie habe doch immer genug zu essen. Da gestand sie ihm, dass sie ein Doggi sei und in der Nacht wandeln müsse. Sie sagte zu ihm: «Du kannst mir helfen, dass ich erlöst werde, wenn Du mir erlaubst, in der Nacht eines deiner Tiere totzureiten; es kann auch eine Katze sein.» Da lachte der Wirt und ant- wortete: «Von mir aus das schönste Pferd im Stall.» Am anderen Morgen fand er wirklich das schönste Ross, nass von Schweiss und mit Blut überströmt, tot im Stalle liegen. Er machte ein ver- driessliches Gesicht, dachte aber doch daran, was er versprochen hatte. 241
	        

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