Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

gestanden sein soll, sieht man zur Nachzeit einen Mann in einem weis- sen Mantel geisten. Es ist ein Ritter, der seinen Bruder im Zorn erschla- gen hat und darum im Grabe keine Ruhe findet. DER TOD DES GEIZIGEN 4 In Balzers lebte einst ein reicher Mann, der vom Geiz geplagt wurde. Eine arme Witwe kam einmal zu ihm, weil sie in ihrer Not keinen anderen Ausweg wusste, und bat ihn, er möge ihr einen kleinen Geld- betrag leihen, damit ihre Kinder nicht Hunger leiden müssten. Der Reiche besann sich gar nicht und wies die Mutter mit den Worten ab: «Für solche Bettler kann ich kein Geld geben.» Bald klopfte der Tod an die Türe des Geizigen, und in dem Augen- blicke, in dem er starb, stürzte die Hausstiege ein. Seine Nachfolger aber konnten an dieser Stelle niemals mehr eine Stiege bauen, denn sie hielt nicht. DAS GULER FÄRLE 5 Wenige Schritte ober dem Pfandbrunnen, neben dem das Haus eines Wucherers stand, hört man am Guler um Mitternacht ein Klim- pern wie von Metall, so, als ob jemand dort Geld zähle. Und wenn man dann den schmalen Fusssteig hinaufgeht, begegnet einem ein abscheuliches, borstiges Schwein. Es ist das Guler Färle, und in seiner Gestalt muss der Wucherer umgehen zur Strafe für seine Sünden. DER GEIST IM BENDER ER PFARRHOF 6 Im Benderer Pfarrhof ist ein Zimmer, in dem es nicht richtig zugeht, denn dort geistet der pflichtvergessene Pfarrer. In alter Zeit, als um die Kirche herum noch Reben wuchsen, war in Bendern ein Pfarrer, der die Jagd liebte. Einmal wurde er zu einem Versehgang gerufen, aber er sagte: «Ich muss zuerst noch den Hasen 236
	        

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