Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1973) (73)

drohung aus Deutschland erhalten haben: «Ich erinnere mich, dass ich zusammen mit Regierungschef Dr. Hoop und Dr. Marxer im 'Vaduzer- hof sass. Wir haben Sekt auf den Einmarsch der Engländer nach Nar- vik getrunken. In jener Nacht sagte mir Hoop auch: 'Sie haben mich wissen lassen, dass wir aufhören sollen, sonst würden sie eine Bombe schicken'. Ich fragte ihn, ob er glaube, dass sie ein Flugzeug schicken würden, und er antwortete: 'Sie können auch ein Auto schicken und eine Bombe legen, ich könnte sie nicht stoppen.' Für uns war es selbst- verständlich, dass unter solchen Voraussetzungen nicht mehr gesendet werden dürfte. Und obwohl Hoop nicht konkret sagte, woher er diese Drohung erhalten hatte, hatte ich das Gefühl, dass sie von drüben, also aus dem Dritten Reich gekommen war.»-73 273 Pers. Angaben Kenmores a. d. Verf. am 3. 11. 72: Die Schilderungen Ken- mores lassen sich nicht belegen. In den Akten findet sich keinerlei Hin- weis auf eine Drohung aus Deutschland, und die ürigen Zeugen jenes Gespräches im «Vaduzerhof» sind gestorben. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Drohung mündlich ausgesprochen und von Hoop aus Gründen der Vorsicht nirgends niedergeschrieben wurde. Für die Richtigkeit der Angaben Kenmores sprechen folgende Tatsachen: — Kenmore hat bereits am 27. 11. 69, als sich d. Verf. in anderm Zu- sammenhang mit der Geschichte des Landessenders befasste, in einem Brief auf eine Drohung aus Deutschland hingewiesen. Beim pers. Gespräch in London v. 3. 11. 72 erinnerte er sich nicht mehr an den Inhalt dieses Briefes. — Als Kenmore während des Gespräches v. Verf. auf diese Drohung an- gesprochen wurde, erinnerte er sich vorerst nicht, wann er davon ge- hört hatte. Erst im Laufe des Gespräches fiel ihm ein, dass sie am selben Abend auf den erfolgreichen Einsatz der Engländer in Narvik angestossen hatten. — Es lässt sich belegen, dass Kenmore in den Tagen, als die Kämpfe-um Narvik tobten, tatsächlich in Vaduz geweilt hat. Dies geht aus folgen- den Quellen hervor: a) AM, Roditi, Kostennote für 1940: Dr. Marxer und Kenmore haben sich am 1. und 8. 4. 40 zu Besprechungen getroffen. b) AM, Roditi, Schreiben Marxer an Mills v. 10. 6. 40: Marxer rekla- miert einen Betrag von Fr. 410—, den er Kenmore «im April» ge- liehen hat. c) Churchill, S. 192 ff. — Für die Schilderung Kenmores spricht auch die Tatsache, dass Deutsch- land schon vorher einmal interveniert hat. (S. Anm. 233). 193
	        

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