Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

teil dieser Summe entfiel auf Industrie- und grössere Gewerbebetriebe, auf den Handel mit Branntwein und auf Holzverkäufe, während die Ertäge aus Landwirtschaftsbetrieben wesentlich kleiner waren.140 Schlussbetrachtung Anstelle einer Zusammenfassung sei abschliessend auf Themenkreise hingewiesen, die in dieser Arbeit nur gestreift werden konnten und noch einer eingehenden Abklärung bedürften. Auch Aufgaben, die sich im Zusammenhang mit einer wirtschaftsgeschichtlichen Betrachtung stellen, sollen erwähnt werden. Das Arbeitsthema beruht auf einer gedanklichen Trennung von Wirt- schaft und Politik. Dies sind aber nicht zwei menschliche Betätigungs- gebiete, die unabhängig voneinander, jedes mit eigener Kausalität, ne- beneinander bestehen, sondern vielmehr verschiedene Teile ein und derselben Sache. Bei jedem historischen Ereignis wirken politische und wirtschaftliche Momente mit.1 Es wäre eine lohnende Aufgabe, die Ge- schichte Liechtensteins im 19. Jahrhundert in einer Zusammenschau der treibenden politischen und wirtschaftlichen Kräfte darzustellen.2 Im Verlauf der Darstellung, insbesondere bei der Betrachtung der bäuerlichen Rechts- und Wirtschaftsordnung, sowie der Verhältnisse in Gewerbe und Industrie wurde deutlich, dass wirtschaftliche und soziale Probleme nicht zu trennen sind: «Der Mensch vermag nur in der Gesellung die Vorbedingung und zugleich den Garanten für sich selbst und die Erhaltung seiner Art zu erblicken.»3 Jede wirtschaftsgeschicht- liche Problemstellung ist sozial bedingt. Die wirtschaftliche Tätigkeit stellt umgekehrt die Voraussetzung für das Entstehen und die Ausge- staltung aller Formen des menschlichen Zusammenlebens dar. In der vorliegenden Arbeit wurden soziale Aspekte nur ungenügend berücksichtigt. Das Bettlerwesen im Gefolge der napoleonischen Kriege, die Ausgestaltung der Armenversorgung und die sanitären Verhältnisse im 19. Jahrhundert wären nur einige wenige interessante Themen, die noch bearbeitet werden müssen. Auch über die Lebensweise (Arbeit, 140 Schädler, Landtag, JBL 21 (1921), S. 33. 1 Vgl. Hans Nabholz, Über das Verhältnis zwischen politischer und Wirt- schaftsgeschichte. In: Ausgewählte Aufsätze zur Wirtschaftsgeschichte, Zürich 1954, S. 7- 17. 2 Da das 19. Jahrhundert insbesondere durch die Dissertationen von Malin, Quaderer und Geiger (politische Geschichte) bereits weitgehend erforscht ist, wären die Voraussetzungen für eine solche Arbeit gegeben. 3 Hans Proesler, Hauptprobleme der Sozialgeschichte, Erlangen 1951, S. 52. 409
	        

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