Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

In den 70-er Jahren des 18. Jahrhunderts war die Landstrasse im Für- stentum so schlecht, dass der Transitverkehr über das st. gallische Rheintal ging.24 Nachdem um 1780 eine neue «chossemässige Commer- cial-Strasse» gebaut worden war, verlief der Güterverkehr wieder haupt- sächlich rechtsrheinisch.25 Die bessere Strasse, die kürzere Strecke und der verkehrsbehindernde Schollberg aus der Schweizer Talseite hatten zugunsten der Liechtenstein-Route entschieden. Als 1808 im damals bayrischen Vorarlberg die Zölle und Weggelder stark erhöht wurden, verlagerte sich der Verkehr sogleich wieder auf die schweizerische Seite.26 1814 erhielt Vorarlberg den alten österrei- chischen Zolltarif. Der Warentransport durch Liechtenstein nahm wie- der zu.27 In den 1820-er Jahren legte der Kanton St. Gallen eine neue Rhein- talstrasse an. Am Fusse des Schollbergs entstand eine Kunststrasse. Ziel des kantonalen Strassenbaus war eine gerade schnelle Rhein- Bodenseestrecke, als eine von Österreich unabhängige Verbindung zwi- schen Deutschland, der Schweiz und Oberitalien.28 Die neue Strasse bedeutete eine schwere Konkurrenz für den liechtensteinischen Transit- verkehr. Die alte Nord-Süd-Verbindung für den Bodenseeraum wurde durch die st. gallische Strasse konkurrenziert, waren doch nun die bis- her stärksten Hindernisse, der Schollberg und der Hirschensprung durch Kunststrassen überwunden. Die st. gallische Strecke war zwar immer noch länger, aber auf der liechtensteinischen Seite lag die Luziensteig als steiles Wegstück. Ausserdem war der österreichische Transitzoll bedeutend höher als der schweizerische, und die komplizierten öster- reichischen Zollvorschriften verzögerten den Verkehr zusätzlich.29 Um den Transitverkehr zu halten, ging Vorarlberg daran, seine Bodensee- häfen und die Strasse von Fussach nach Feldkirch auszubauen. Auch Liechtenstein sollte seine Landstrasse verbessern und eine Umgehung der Luziensteig anstreben.30 Da sich eine solche Umgehung dem Rhein entlang nach Fläsch und Maienfeld als zu kostspielig erwies, beschränkte man sich darauf, den Verkehr bei Balzers nach Trübbach zu leiten. Die bis anhin unbedeutende Nebenstrasse zur Balzner Fähre wurde ausge- baut, ja man dachte sogar daran, eine Rheinbrücke zu erstellen.31 24 LB Fritz. 25 LB Fritz. Harry, Schweiz. Verkehrswege, S. 140. 26 LRA SR W 4. o. Nr. 23. Febr. u. 8. März 1808. Menzinger an HKW. Das Weggeld pro Pferd und Stunde wurde von IV2 auf 8 Kreuzer erhöht. 27 Vgl. unten, S. 358 - 367. 28 HKW 1820/Nr. 4881. 16. Sept. 1820. OA an HKW. LRA RS S 2, ad Nr. 236 pol. 26. Dez. 1822. OA an Fürst. 29 a.a.O. 30 LRA NR 73/12. 16. Juni 1841. K. k. österr. Kreisamt für Vorarlberg an OA. 31 LRA NR 73/12. Mehrere Akten 1841-1853. - Die Baukosten für eine Um- gehung der Luziensteig wurden mit 80'000 fl berechnet. 333
	        

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