Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

d) Die Kreditgeber Private Bis zur Gründung der Landesbank im Jahre 1861 beherrschten pri- vate Geldgeber das Kreditgeschäft in Liechtenstein. Das grösste Kapital hatten reiche Bündner Familien im Lande liegen.36 Schon bedeutend weniger Geld als die Bündner hatten vermögende Leute aus dem Räume Feldkirch von der liechtensteinischen Bevölkerung zu fordern,37 und nur vereinzelt hatten Liechtensteiner soviel Geld zur Verfügung, dass sie etwas davon im Lande als Hypothekardarlehen anlegen konn- ten.38 Aus der Revision der Schuldbriefe im Jahre 1812 kann folgende Verteilung der privaten Hypothekardarlehen entnommen werden:39 aus der Schweiz aus Österreich aus Liechtenstein Geldgeber 54 36 16 Schuldbriefe 1307 323 140 Kapital 200'355 fl 56799 fl 18'406 fl Kirchenverwaltung Neben den Privaten traten auch kirchliche Organe als Geldgeber auf. Im Lande selbst waren es die Pfarreipfründe, an die sich der Kredit- suchende wenden konnte. Die Pfarreien des Landes besassen allerdings nur sehr beschränkte Geldmittel und konnten nur kleinere Darlehen gewähren. Dagegen hatten ausländische Klöster namhafte Summen Geldes in Liechtenstein angelegt. Am 1. Januar 1809 betrugen die Hypothekardarlehen der liechtensteinischen Pfarreipfründe insgesamt 22'237 fl. Das Meraner Priesterseminar hatte 47'975 fl, das Domkapitel Chur 10'108 fl, das Gotteshaus St. Luzi, Chur 7541 fl, das Gotteshaus Pfävers 8897 fl und der «Klosterberg Sion» 3800 fl im Fürstentum zu fordern.40 Die kirchlichen Hypothekardarlehen umfassten also an- nähernd 80'000 fl und nahmen sich im Vergleich zu den privaten Dar- lehen doch recht bescheiden aus. 36 Die meisten Kapitalbriefe legten anlässlich der Revision von 1812 vor: Die Familie der Enderlin (Maienfeld) mit 60'132 fl, die der von Salis mit 36'269 fl und die der Tscharner (Chur) mit 26754 fl. (LRA SR G 8). 37 Von den Feldkircher Geldgebern hatte bei der 1812-er Revision keiner mehr als lO'OOO fl im Lande liegen. (LRA SR G 8). 38 Dr. Grass war 1812 mit 26 Schuldbriefen von 4'509 fl mit Abstand der grösste liechtensteinische Geldgeber. (LRA SR G 8). 39 Die Zahlen beruhen auf eigenen Berechnungen anhand der Aktenunter- lagen im Bündel LRA SR G 8. 40 LRA SR G 8. — Das Stichdatum ergibt sich daraus, dass bei der Revision im Jahre 1812 nur die bis zum 1. Januar 1809 ausgestellten Kapitalbriefe vorgelegt werden mussten. 313
	        

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