Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

benachbarten Vorarlberg wirtschaftlich eng verbunden war, bekam den Niedergang des österreichischen Geldwesens besonders zu spüren. Österreichische Amtsstellen und Private zahlten nach Liechtenstein mit dem mit Zwangkurs ausgestatteten minderwertigen Kupfer- und Papier- geld. Dieses Geld wurde in Graubünden und St. Gallen aber nicht an- genommen, und in Vorarlberg wurde der Minderwert des Geldes auf die Warenpreise geschlagen, so dass der Bevölkerung empfindliche Nachteile erwuchsen. Massnahmen gegen das minderwertige öster- reichische Geld wagte das Fürstentum nicht zu ergreifen, da es fürch- tete, das Missfallen Österreichs zu erregen.33 Als 1802 die österreichischen 12-Kreuzermünzen, die im Lande stark im Umlauf waren, plötzlich ausser Kurs gesetzt wurden, geriet Liech- tenstein in eine missliche Lage. Denn Österreich wollte solche im Aus- lande liegenden Münzen nicht mehr einlösen.34 Damit hätte das Rent- amt und die liechtensteinische Bevölkerung gut 15'000 fl — so hoch war der Wert der im Lande kursierenden 12-Kreuzermünzen — mit einem Schlag verloren.35 Es gelang aber dem Fürsten, in Wien die Ein- fuhr von 12'000 fl in 12-Kreuzerstücken von Liechtenstein nach Öster- reich zu erwirken, um das Geld dort einzulösen.30 Dieses Beispiel zeigt besonders deutlich die Hilflosigkeit des Kleinstaates, der es nur dem Einfluss der Fürsten in Wien verdankte, wenn er hin und »wieder, vor den ärgsten Schlägen bewahrt wurde. Die misslichen Währungsverhältnisse dauerten in Österreich das ganze 19. Jahrhundert hindurch an und schädigten das Fürstentum Liechtenstein in seinem Wirtschaftsverkehr mit dem benachbarten Kaiserstaat. Obwohl Silber in Österreich gesetzliches Zahlungsmittel war, wurde es mit einem mehr oder weniger grossen Agio gehandelt, und Papier mit Zwangskurs stellte das eigentliche Zahlungsmittel dar.37 Liechtenstein verkehrte wirtschaftlich in erster Linie mit dem benach- barten Vorarlberg, hatte aber auch Beziehungen mit der durch den Rhein und die politischen Verhältnisse schon mehr abgeschiedenen Schweiz. 33 LRA AR Nr. 10. Fasz. 9/1. 4. Jan. 1802. OA an HKW. 34 LRA AR Nr. 23. Fasz. 11/6. 28. April 1802. OA an HKW 35 LRA AR Nr. 23. Fasz. 22/6. 6. Mai 1802. OA an HKW. Im ganzen Land, das Rentamt eingeschlossen, zählte man für 15'271 fl 24 kr RW in 12-Kreuzer- münzen. 36 LRA AR Nr. 23, Fasz. 22/6. 25. Mai 1802. HKW an OA. 37 Soldän, Hartgeld, S. 17 f. Karnitz, österr. Geld- und Währungspolitik, S. 128- 145. — Nachstehende Übersicht über das Agio des Silbergeldes gegen öster- reichisches Papiergeld an der Wiener Börse mag die Lage verdeutlichen. 299
	        

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