Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Der zweite metallverarbeitende Industriebetrieb des Landes wurde 1912 in Schaan gegründet. Der «Metallwarenfabrik Schaan, Commandit- gesellschaft» diente als Produktionsstätte die eigens umgebaute ehema- lige Mastanstalt des Xaver Ritter in Schaan. Betriebsleiter war ein ge- wisser Carl Schlumpf. Das Fabrikationsprogramm des Unternehmens umfasste elektrische Schalter und Isolationsteile, Zündkerzen für Moto- ren und einen noch in der Entwicklung befindlichen «Waschapparat, der zugleich als «Badeofen» verwendet werden konnte.143 Gegen Ende des Ersten Weltkrieges ging die Metallwarenfabrik ein, ohne dass sie eine grössere Bedeutung erlangt hätte.144 c) Die sozialen Verhältnisse Um ein einigermassen vollständiges Bild über die Arbeitsverhältnisse in den Fabriken und die soziale Stellung der Fabrikarbeiter zu entwer- fen, müsste eine besondere, breit angelegte Untersuchung angestellt werden. Im folgenden seien lediglich einige Bereiche der genannten Thematik kurz gestreift. Arbeitslöhne 1861 konnte ein Weber an zwei Webstühlen in 28 Tagen 8 —14 fl verdienen. War er in der Lage, drei oder gar vier Webstühle zu bedie- nen, so lag sein Monatsverdienst zwischen 12 und 26 fl. Ein Spuler ver- diente damals ca. 7 — 9 fl im Monat.145 Mitte der 80-er Jahre bot die Spinnerei in Vaduz einem Meister 1 fl 70 kr, einem Packer 1 fl 30 kr Taglohn. Die übrigen Taglöhne bewegten sich zwischen 60 kr und. 1 fl. — In der Stickerei Oertli Eschen verdiente zur gleichen Zeit ein Sticker 1 fl und eine Fädlerin 70 kr im Tag. — Die Mechanische Weberei Vaduz zahlte ihrem Oberaufseher ein Jahres- gehalt von 1200 fl nebst freier Wohnung. Ein Aufseher erhielt 1 fl 60 kr —• 2 fl im Tag, ein Schlichter 1 fl 10 kr — 1 fl 50 kr, eine Spulerin 40 — 80 kr, eine Zettlerin 80 kr — 1 fl und ein Weber 60 kr — 1 fl 30 kr. Die Weberei in Triesen beschäftigte damals 36 Arbeiter mit fixen Tag- löhnen zwischen 70 kr. und 3 fl 16 kr. Alle übrigen Beschäftigten arbei- teten im Akkord, wobei sich die Ansätze für eine Zettlerin zwischen 87 kr und 1 fl 30 kr, für eine Andreherin zwischen 86 kr und 1 fl, für eine Spulerin zwischen 50 — 83 kr und für einen Weber zwischen 65 kr und 1 fl 90 kr pro Tag bewegten.146 Die Arbeiter der Tonwarenfabrik Schädler in Nendeln verdienten 143 LRA 1912/ad Nr. 57. Mehrere Akten. Gewerbekonzession am 7. Mai 1912 144 LRA Gewerbesteuerkataster 1916/18. 145 LRA 1861/35/28. Nr. 989 pol. 21. Juni 1861. Arbeiterverzeichnis. 146 LRA 1885/Nr. 48. Arbeiterverzeichnisse. 279
	        

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