Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

mehr oder weniger konstant.182 Seit Beginn des 19. Jahrhunderts dürfte jedoch die Beschäftigungszahl allmählich gewachsen sein, um dann in den 60-er Jahren infolge der günstigen allgemeinen Wirtschaftsent- wicklung rasch jene Grösse zu erreichen, die bis zum Ersten Weltkrieg in der Lage war, den inländischen Bedarf zu decken. Die eben geschilderte Entwicklung zeigt sich besonders deutlich bei den Sägereibetrieben. Die Zahl der betriebenen Brettsägen verdoppelte sich von 1861 bis 1866 und verdreifachte sich bis zu Beginn der 70-er Jahre. Die folgenden vier Jahrzehnte war kein weiterer Zuwachs mehr zu verzeichnen. — Im Schreinergewerbe stieg die Zahl der Betriebe in den 60-er Jahren stark und blieb dann bis etwa 1880 konstant. Darauf reduzierte sich die Zahl der Schreiner und war zu Beginn des 20. Jahr- hunderts gar wesentlich geringer als 1861. Für das Zimmermannsge- werbe verlief die wirtschaftliche Entwicklung offensichtlich günstiger, wuchs doch die Zahl der in Liechtenstein arbeitenden Zimmerleute wäh- rend der zweiten Jahrhunderthälfte stetig an. In derselben Zeitspanne veränderte sich der Umfang des Wagnergewerbes wenig, während das Küfergewerbe nach anfänglich günstiger Entwicklung zurückging.183 Bei einer statistischen Zusammenstellung, die auch die Saisonarbeiter im Ausland berücksichtigte, würden die Zimmerleute alle anderen Be- rufsgruppen der Holzverarbeitung stark dominieren. Während des gan- zen 19. Jahrhunderts erfreute sich das Zimmermannsgewerbe bei den Liechtensteinern besonderer Beliebtheit. Viele junge Leute zogen jähr- lich ins Ausland, wo sie auf Baustellen als Zimmerleute meist guten Verdienst fanden.184 Schreiner, Wagner und Küfer waren in ihrer Be- rufsausübung ortsgebundener als die Zimmerleute und gingen weniger auf Saisonarbeit. Gewerbe der Steine und Erden. Baugewerbe Im Besitz der Landesherrschaft befand sich eine schon im 17. Jahr- hundert erwähnte Ziegelei in Nendeln.186 Die Ziegelei wurde im 19. 182 Uber die Entwicklung in den einzelnen Berufsgruppen vgl.: Anhang Nr. 66, S. 209 f. 183 Der Rückgang des Küfergewerbes erklärt sich aus der starken Abnahme des Weinbaus seit den 70-er Jahren. — Vgl. oben, S. 170 ff. 184 In den Reisepass- und Wanderbuchverzeichnissen des 19. Jahrhunderts er- scheinen als zeitliche Auswanderer weitaus am meisten Maurer und Zim- merleute. (Vgl. oben, S. 62). Auch in den Militärlisten der ersten Jahr- hunderthälfte ergibt sich in der Häufigkeit der Berufsbezeichnung folgen- de Reihenfolge: Bauern, Maurer, Zimmerleute. 1814 setzte sich beispiels- weise das 80-köpfige Kontingent aus 32 Bauern, 15 Maurern, 8 Zimmer- leuten, je 2 Schneidern und Schmieden, je einem Seiler, Metzger, Gerber, Bäcker, Wagner und Ziegler, sowie 15 Mann ohne Berufsangabe zusam- men. (HKW S 301. o. D. — 1814. «Nationale des fürstlichen Kontingents.») 185 Alois Vogt, Die liechtensteinische Industrie. In: Das FL und seine wirt- schaftliche Entwicklung, S.46. 254
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.