Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

wohnlichen eisernen oder hölzernen Pflug.44 Auch Eggen wurden ein- gesetzt. Nur zu oft hatte der Bauer wie beim Gartenbau nur Spaten, Hauen und Rechen zur Verfügung. Sense, Sichel und Gabel waren die wichtigsten Geräte bei der Ernte. Gedroschen wurde von Hand mit dem Dreschflegel. Die Mechanisierung der liechtensteinischen Landwirt- schaft erfolgte spät. In den 60-er Jahren tauchten die ersten Dresch- maschinen auf.45 1887 schaffte der Landwirtschaftliche Verein für seine Mitglieder Ketteneggen an.46 Wie auch die Inserate in der einzigen Landeszeitung beweisen, begann sich die liechtensteinische Landwirt- schaft gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu mechanisieren. — Aber nicht nur neue Geräte wurden erprobt und eingeführt, auch neue Anbau- sorten auf eigenen Versuchsfeldern gepflanz.48 Das technische Zeitalter hatte auch die liechtensteinische Landwirtschaft erfasst. b) Wein-, Obst- und Gemüsebau Schon seit vielen Jahrhunderten wurde in Liechtenstein Weinbau betrieben. Wahrscheinlich wurde die Weinrebe zur Zeit der römischen Herrschaft in unser Land gebracht.49 Die nach Westen und Süden ge- richteten Abhänge der Rätikonkette und des Eschnerberges, sowie die durch den Föhn geprägte milde Jahreszeit mochten wohl den Anbau dieser Kulturpflanze veranlasst haben.50 —• Gegen Ende des 18. Jahr- hunderts war der Weinbau in Liechtenstein weiter verbreitet als heute. 1784 gab es in den Gemeinden Balzers, Triesen, Vaduz, Schaan, Mau- 44 An der landwirtschaftlichen Ausstellung von 1863 waren zwei der im Lande gebräuchlichen Pflüge ausgestellt. Diese hatten «hölzerne Streich- bretter», waren «aus Holz gebaut und mit einem 2 rädrigen Karren ver- sehen.» Drei ebenfalls an der Ausstellung vorgeführte sog. «Schwing- pflüge» aus Eisen, mit denen sich die Furchen beliebig nach der einen oder anderen Seite legen Hessen, fanden bei den einheimischen Bauern noch keinen Beifall. («Liechtensteiner Landeszeitung», Nr. 20, 21. Nov. 1863). 45 Die erste mit Wasserkraft getriebene Dreschmaschine arbeitete seit 1866 im Vaduzer Mühleholz. 1882 standen in Liechtenstein bereits drei grosse Dreschmaschinen und drei Handdreschmaschinen in Betrieb. (LRA Ge- werbesteuerkataster 1866— 1918). 46 Landw. Verein, Jahresbericht 1886/87, Buchs 1887, S. 18 f. 47 Landw. Verein, Jahresbericht 1888, Buchs 1889, S. 6. 48 Massgebend in dieser Tätigkeit war der Landwirtschaftliche Verein. Er be- schaffte und erprobte seit seiner Gründung auf den Feldern seiner Mitglie- der und auf eigenen Versuchsfeldern Saatgut und publizierte die Ergebnisse seiner Versuche. Der Landwirtschaftliche Verein vermittelte der liechten- steinischen Bauernschaft den Zugang zur modernen Landwirtschaft. (Vgl. Jahresberichte u. Mitteilungen des Liecht. Landw. Vereins). 49 MLV 21. Jg. (1911), S. 40; Eugen Durnwalder, Der Weinbau des Bündner Rheintales, Wädenswil 1940, S. 43-49. 50 Vgl. oben, S. 15 f. 170
	        

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