Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

neuen und rationellen Betriebsweisen über.305 Eine solche Neuorien- tierung, ja das Entstehen all der neuen landwirtschaftlichen Vereini- gungen und Einrichtungen auf Gemeindeebene gegen Ende des 19. Jahr- hunderts sind weitgehend auf das Wirken von treibenden Kräften in- nerhalb des Landwirtschaftlichen Vereines zurückzuführen. Man muss dessen Bedeutung für die Entwicklung der liechtensteinischen Land- wirtschaft sicherlich sehr hoch einschätzen. 2. Die einzelnen Betriebszweige a) Ackerbau Mit dem infolge Föhneinfluss eher milden Klima des Landes war eine wesentliche Voraussetzung für den Ackerbau immer gegeben. Vor der endgültigen Entwässerung und Melioration der grossen, weitgehend versumpften Talfläche kamen für eine intensive Bewirtschafttung nur wenige Bodenlagen in Frage: im Oberland die leicht über der Talsohle liegenden Gebiete am Fusse der Rätikonkette, im Unterland die Hang- lagen am Eschnerberg. In der Talebene war die Agrarfläche sehr be- schränkt und umfasste lediglich die wenigen Böden, die zwar auch zum Überschwemmungsgebiet des Rheins gehörten, aber einigermasesn sicher vor Rheingefahr waren.1 Der Flächenanteil des offenen Ackerlandes an der gesamten land- wirtschaftlichen Nutzfläche, Wald- und Alpflächen nicht mitgerechnet, war zu Beginn des 19. Jahrhunderts sehr klein. Der für die Gemeinde Schaan errechnete Anteil von 8% dürfte als Richtwert gelten.2 Diese Gemeinde hatte sehr wahrscheinlich schon damals wie heute die grösste Ackerfläche aller Gemeinden des Landes aufzuweisen.3 Wenn man noch bedenkt, dass die Berggemeinden Triesenberg und Planken 305 Albert Schädler, Gemeinnützige Einrichtungen in Liechtenstein. In: MLV, 12. Jg. (1902), S. 67. 1 Schuppler gibt 1815 folgende Beschreibung: «Im ganzen ist der Boden fruchtbar, er liefert allerhand Früchte, die Gebirgsgegenden erzeugen nahr- haftes aromatisches Heu, die höheren Gelände der Fläche wechseln mit Wäldern, Weinreben, Wiesen und Feldern ab, die Mittelfläche hat vor- züglich gutes Ackerland, und selbst der dem Rhein entrissene Boden lohnt dem Eigentümer schon bei voller Düngung, guter Bestellung, und einem nicht gar zu nassen Jahr mit ausgiebigem Ertrage an Früchten und Heu.» - LRA LBS, S. 15. - Betr. Klima und Boden, vgl. oben, S. 14 f. 2 Vgl. oben, S. 141 - 144. 3 Schaan hatte 1950 mit 567'888 Klaftern die grösste Ackerfläche der liech- tensteinischen Gemeinden. (Batliner, Landwirtschaft, S. 54). — 1808 um- fasste das gesamte Ackerland im Gemeindebezirk Schaan ca. 248'000 Kl. (Privatboden und ausgeteilter Gemeindeboden) (LRA AR ad Nr. 42, Fasz. 41. «Steuerfassionen» der Gemeinde Schaan. HKW L 2 — 13, 15. Verzeichnis über den seit 1792 ausgeteilten Gemeindeboden; 1806). 162
	        

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.