Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1972) (72)

Rheintales stark gehandelt. Der Mensch des vorigen Jahrhunderts stand in einem äusserst harten Kampf mit den noch weitgehend ungebändig- ten Naturgewalten. Nur zu oft musste er ohnmächtig ihrem zerstöreri- schen Werk zusehen. Er hat die verschiedenen Naturerscheinungen ganz anders gewertet als wir heute, die wir dank den unsäglichen Mü- hen und Anstrengungen unserer Vorfahren und der fortgeschrittenen Technik Rhein, Rüfe und Ried nicht mehr als drückende Last und im- mer drohende Gefahr empfinden. Der Mensch hat im Bestreben, sich sicheren Siedlungsraum und genügend Nahrung zu verschaffen, das Landschaftsbild des liechtensteinischen Rheintales im Verlauf des 19. Jahrhunderts stark umgestaltet. Rhein In härteste Bedrängnis und bitterste Not brachte die Talbewohner immer wieder der Rhein, der heute zwischen starken Dämmen sicher eingebettet dahinfliesst. Verheerende Überschwemmungen und ein jahrhundertelanger, im 18. und 19. Jahrhundert immer härter werden- der Kampf mit den schwer zu bändigenden Wassern, behinderte ein gesundes Gedeihen der liechtensteinischen Wirtschaft schwer. Um 1818 schildert ein höherer Beamter in Vorarlberg die Lage wie folgt: «Das Rheinbett liegt viele Fuss höher als der Boden. Es ist viel zu breit, kann also sein Geschiebe nicht fortbringen. Daraus folgt, a. dass das durch- siegende Wasser die schönsten Wiesen alle in Moss und Ried verwan- delt, b. dass der Landmann seine und seiner Mähren Kraft durch viele Wochen jährlich an Ausbesserung der Wuhren verwenden, mithin den Feldbau versäumen muss. Hierüber Hessen sich wichtige Dissertationen schreiben.»9 Schon früh werden uns Rheinüberschwemmungen berichtet. Es ist nicht allein auf die bessere Überlieferung zurückzuführen, dass sich im 18. und 19. Jahrhundert die sogenannten Überschwemmungsjahre im gesamten Rheintal oberhalb des Bodensees häufen.10 Einerseits hatten 9 LRA, Schädler Akten 240; Regest in JBL 7 (1907), S. 142: Bericht eines höheren Beamten in Vorarlberg über die staatsrechtlichen und volkswirt- schaftlichen Zustände Liechtensteins. — Der Bericht scheint an eine höhere österreichische Stelle in Wien gerichtet zu sein. — Schädler datiert den Bericht in der Regestensammlung auf ca. 1820, im JBL 1 (1901), S. 126 und S. 134 auf das Jahr 1816. Richtiger scheint die Datierung auf das Jahr 1818, da im Bericht von einer «letztjährigen Rhein-Überschwemmung» (1817 !) gesprochen wird. — Vgl. Quaderer, S. 46, Anm. 37. 10 Aus Krapf, Geschichte des Rheins, Hungerbühler, Uferschutz, Kaiser (1847), Quaderer, Geiger und Schädler, Landtag, JBL 1 (1901) S. 130 f. habe ich folgende Überschwemmungsjahre ermittelt: Im 14. Jahrhundert 1343 und 1374, im 15. 1480, im 16. 1511, 1537, 1548, 1566, 1571, 1585, im 17. 1609, 1618, 1627, 1640, 1670, im 18. 1739, 1740, 1743, 1750, 1756, 1758, 1762, 1763, 1764, 1765, 1767, 1768, 1769, 1770, 1772, 18
	        

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