Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

auch nicht ohne weiteres einzugehen, da sie hierfür die nötigen Beweise erbringen müssten.» Auch dann «sei noch nicht bestimmt, ob man diese Leute auszuliefern habe, da der Fall nach schweizerischem bzw. liech- tensteinischem Recht beurteilt werden müsste, und keines von beiden den Begriff Kriegsverbrecher kenne.»1 Es dürfte verständlich sein, dass nach der Abreise der Sowjetdele- gation ein Aufatmen' durch die Internierungslager in Liechtenstein ging. Aus diesem Empfinden heraus richtete Generalmajor Holmston mit seinen Stabsoffizieren ein Dankesschreiben sowohl an den Fürsten als auch an den Regierungschef. Im letzteren heisst es: «Sie, sehr ver- ehrter Herr Regierungschef, der von der christlichen Nächstenliebe und von hohen Prinzipien der Gerechtigkeit erfüllt sind, haben eine wun- derbare Standhaftigkeit in der Abwehr der sowjetischen ungerechten und unmenschlichen Forderungen gezeigt.» In beiden Schreiben wird der bleibende Dank gegenüber dem Fürsten, der Regierung und dem liechtensteinischen Volk versichert.2 Bald aber zeigte sich, dass die Repatriierungsfrage in Liechtenstein noch nicht zur Ruhe gekommen war. Bereits am 28. November erschien Major Federoff aus Bern mit einem Dolmetscher in Vaduz. Er wünschte die «renitenten» Sowjetoffiziere einzeln zu sprechen, was in Gegenwart des Polizeichefs und seines Dolmetschers geschah. Die Befragten lehn- ten entschieden die Rückführung nach der Sowjetunion ab. Zwei von ihnen wünschten nur in deutscher Sprache zu verhandeln, was die Delegation ablehnte. Als Federoff bemerkte, dass die 8 Offiziere, nicht ins Gefängnis, aus dem sie am 17. November entlassen worden waren, sondern ins Lager geführt wurden, war er empört. Er verlangte, dass sie sofort wieder in das Gefängnis zurückgebracht würden. Der anwesende Polizeichef erwiderte, das sei nicht möglich, da die Betreffenden schon lange genug im Gefängnis gewesen seien. Darauf drohte Maj. Federoff: «Wenn dieser Wunsch nicht gleich erfüllt wird, würde das Land mit scharfen Massnahmen in der Zukunft zu rechnen haben.»3 1 LRA, Nr. 230/43, «Russ. Internierte», Schreiben an den Chef der Fürstl. Reg. vom liecht. Gesandten in Bern vom 12. 2. 1946. 2 LRA, Nr. 230/43, «Russ. Internierte», Dankesschreiben General Holmstons vom 23. Nov. 1945. 3 LRA, Nr.. 230/43, «Russ Internierte», Protokoll der Vorladung der Internier- ten durch Major Federoff am 28. und 29. 11. 1945. 89
	        

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