Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

das Lager zurück. Von den übrigen Heimkehrern hat nie wieder je- mand etwas gehört. Wohl auf eine diesbezügliche Sondierung General Holmstons traf aus Bern am 25. Juli durch einen englischen Journalisten Nachricht ein an die Regierung in Vaduz, zu Händen von Pfarrer Frommelt, «dass es weder für den General noch für seine Gefolgschaft irgend eine Mög- lichkeit gibt, sich in Verbindung mit einer britischen Stelle in der Schweiz zu setzen.»1 Zunächst war es eine kühle Absage an die «weis- sen Russen». Aber es gelang Holmston trotzdem, Verbindung zu den al- liierten Mächten herzustellen. Dort erkannte man die Bedeutung seiner Persönlichkeit. Und so trafen von Ende 1945 bis 1947 bei dem inter- nierten General in Liechtenstein u. a. folgende Besucher ein: der mili- tärische Korrespondent des US-Hauptquartiers, Kennedy, sowie der militärische Korrespondent des belgischen Armee-Oberkommandos; ferner der Chef des Stabes des US-Generals Mark Clark, des Oberbe- fehlshabers der alliierten 15. Heeresgruppe in Italien, — der US-Ge- neralkonsul Sam. E. Woods und der US-Senator Kenneth S. Wherry. Als besonders bemerkenswert mögen die Besuche erwähnt werden von Allan Dulles, dem Leiter des USA-Nachrichtendienstes in Europa, und von dem Engländer Liddell Hart, der als einer der bedeutendsten Mili- tärwissenschaftler des 20. Jahrhunderts gilt. Eine nicht geringe Aufregung bemächtigte sich der Internierten, als im Sommer 1945 mehrere Franzosen beim General erschienen und den Wunsch äusserten, er möge samt seinen Offizieren über die Grenze bei Feldkirch zu ihnen herüberkommen. Da bekannt war, dass Elemente der kommunistischen Widerstandsbewegung in der französischen Ar- mee vertreten waren, entstand im Lager die Befürchtung, Holmston könne gewaltsam weggeführt werden.2 Für das Fürstentum mit einer Fläche von 160 qkm, 11 Gemeinden und 12 141 Einwohnern im Jahre 1945 bedeuteten die Flüchtlinge einen Zuschuss zur Landesbevölkerung von etwa 5 Prozent und einen Arbeits- zuschuss im Sinne der Belastung des Arbeitsmarktes von etwa 20 Pro- zent. Auch der grösste Teil der Dienstleistungen der Hilfspolizei, — bis Ende 1945 waren es 49 Mann, — wurde für die Bewachung der Inter- 1 LRA Nr. 230/43, «Russ. Internierte». Schreiben des Vertreters der Sunday Times v. 25. 7. 1945 an Pfarrer Frommelt. I1 2 LRA. Nr. 230/43, Aussage v. Michael Rogaschewsky v. 27. 6. 1946. 79
	        

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