Volltext: Jahrbuch des Historischen Vereins für das Fürstentum Liechtenstein (1971) (71)

Aufgrund des Peterspatroziniums hatte man seit langem angenom- men, die Kapelle von Mäls reiche ins frühe Mittelalter zurück. Im Ge- gensatz zu den meisten Historikern, welche die beiden beim Hof «Pala- zoles» genannten Kirchen mit St. Nikolaus in Balzers und St, Peter in Mäls identifizierten2, war Poeschel eher der Meinung, die zwei im Reichsurbar genannten Kirchen seien in Balzers zu suchen, dessen Name sich offenbar von «Palazoles» ableitet. Während also nach seiner Meinung St. Peter im Besitze des Bischofs verblieb3, wären St. Nikolaus in Balzers und St. Donatus auf Gutenberg in den Besitz des Königs ge- langt. Die Kirche St. Peter ist erst 1510 schriftlich erwähnt. Erwin Poeschel rekonstruierte die Baugeschichte des Gotteshauses aufgrund seiner Be- obachtungen am Bau. Zunächst fiel ihm auf, dass die Kirche nicht wie die meisten mittelalterlichen Gotteshäuser nach Osten gerichtet ist, son- dern nach Süden. Der im Osten ans Chor angebaute Turm weist sodann nach Norden und Süden Mauerverstärkungen auf, die Poeschel zur Annahme verleiteten, es sei ein älterer, geosteter Chorbau nachträglich mit einem Turm überbaut worden. Im quadratischen Erdgeschoss des Turmes sah er das Altarhaus einer Kapelle aus dem frühen Mittelalter, vielleicht des Urbaues. Wohl im 14. Jh. wäre dann das alte Schiff abge- brochen worden, die Kirche mit anderer Achsenrichtung, um einen Viertelskreis gedreht, in neuer Form aufgebaut worden. Aus dem Um- stand, dass die Langhausmaüern oberhalb des Gewölbes Verputz auf- wiesen, schloss Poeschel — wie uns vor der Restaurierung schien: absolut plausibel — dass das Schiff ursprüglich keine Decke, sondern einen offenen Dachstuhl besass. Um 1510 nimmt Poeschel die Einwöl- bung des Langhauses an, die Verlegung des Einganges von der West- seite auf den heutigen Platz im Norden und die Errichtung des Kreuz- gratgewölbes in der Sakristei des Turm-Erdgeschosses. — 2 So E. Meyer-Marthaler und F. Perret, Bündner Urkundenbuch, Bd. 1, 6. Lief., Chur 1960, 384. 3 So auch Iso Müller, Die Patrozinien des Fürstentums Liechtenstein, in : Jahrbuch des Hist. Ver. für das Fürstentum Liechtenstein, Bd. 59, 1959 (SA. S. 9). 8
	        

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